Ein Mal im Jahr ruft Michael von Erkunde die Welt Reiseblogger dazu auf, ihre schönsten Fotos des vergangenen Jahres zu präsentieren. Normalerweise gibt er immer sechs Kategorien vor, die man erfüllen kann, oder aber kreativ ersetzen, abwandeln, auslegen oder beliebig ergänzen darf. Doch dieses Jahr geht es ohne konkrete Vorgabe einfach nur darum, mit spannenden Bildern aus dem Corona-Alltag auszubrechen und zu zeigen, wie wir persönlich dieses merkwürdige Jahr erlebt haben, in dem Reisen wenn überhaupt ja nur unter erschwerten Bedingungen möglich war: Rückholaktionen, Stornierungen, Reisewarnungen, Reiserückkehrer als Gesundheitsgefahr, Corona-Tests, Quarantäne und Reisescham, um nur einige wenige Stichworte zu nennen, die mir zum Thema Reisen in Zeiten von Corona einfallen.

Ich nehme zum vierten Mal an Michaels #FopaNet teil und habe unter den gegebenen Umständen beschlossen, in diesem Jahr einfach einen kleinen Rückblick in zwölf Bildern auf mein ganz persönliches Corona-Jahr 2020 zu werfen, welches, so viel verrate ich an dieser Stelle schon einmal, erstaunlich abwechslungsreich, erfolgreich und glücklich verlaufen ist! Hier nun also meine Bilder 2020:

Januar 2020 Madeira

Unsere erste Reise im Jahr 2020 führt Daniel und mich zusammen mit Freunden auf die portugiesische Atlantikinsel Madeira. Noch redet in Europa niemand von Corona, und wir erholen uns nach arbeitsreichen Monaten beim Wandern in spektakulärer Natur.

Wanderung zur Ponta Sao Laurenco, Madeira.

Februar 2020 Wien

Ungeachtet erster Corona-Fälle in Europa fliege ich mit dem Beethovenorchester Bonn für ein Gastkonzert nach Wien. Im Theater an der Wien spielen wir die 5. Sinfonie unseres Orchester-Namensgebers mit dem berühmten Motiv: Ta ta ta taaa! Tagsüber bleibt sogar Zeit für ein bisschen Sightseeing mit befreundeten Orchesterkolleginnen.

Ausblick vom Stephansdom, Wien.

März 2020 Wuppertal

Am 11. März 2020 werden wir Orchestermusiker während einer laufenden Probe plötzlich nach Hause geschickt. Arbeitsverbot, keiner weiß, für wie lange. Daniel und ich, wir verbringen die Zeit des Lockdowns bei traumhaftem Wetter in Wuppertal. Mehrfach ziehen wir sonntags durch die leergefegten Straßen unserer Heimatstadt und fotografieren.

Alt trifft neu: Moderner Bahnhofsvorplatz vor dem Gründerzeitgebäude der Bahnhofsdirektion, Wuppertal.

April 2020 Bonn

Auch im April dürfen wir noch nicht wieder spielen. Theater, Opern und Konzerthäuser bleiben geschlossen. Da wir in Wuppertal inzwischen die meisten fotografisch interessanten Ecken abgegrast haben, machen wir in Bonn weiter, wo ich wegen meiner Arbeit einen zweiten Wohnsitz habe.

Beethoven-Statue vor dem Postamt auf dem Münsterplatz, Bonn.

Mai 2020 Berlin

Eine Woche Berlin. Endlich gibt es Lockerungen, die ersten Hotels öffnen ihre Tore, und wir fahren in die Hauptstadt, um Daniels Mutter zu besuchen und Lost Places zu erkunden. Berlin ohne (ausländische) Touristen zu erleben ist erstaunlich entspannt, und wir ertappen uns bei dem Gedanken, so könnte es bleiben.

Wir besuchen das menschenleere Olympiastadion, Berlin.

Juni 2020 Schwarzwald

Eigentlich wäre ich gerade mit dem Beethovenorchester Bonn auf einer mehrwöchigen Korea- und Japan-Tournee unterwegs. Wie sehr hatte ich mich auf Asien gefreut! Doch noch immer ist weder an Fernreisen noch an Orchesterspiel in großer Besetzung zu denken, und wir Orchestermusiker haben weiterhin Arbeitsverbot. Daher cruise ich stattdessen mit Daniel über kurvige Straßen durch den schönen Schwarzwald. Wir wollen uns endlich den langjährigen Traum vom eigenen 4×4 Reisemobil erfüllen, und hier unten sitzen einige darauf spezialisierte Händler. Wer meinem Blog regelmäßig folgt weiß es schon, wir wurden fündig: Herzlich Willkommen, Samu!

Unser neuer Reisebegleiter Samurai, ein Toyota Hilux mit Exkab Expeditionskabine.

Juli 2020 Norwegen

Das Reisemobil abgeholt, angemeldet und gepackt und los geht’s nach Norwegen, welches tatsächlich am 15. Juli seine Tore wieder für Touristen öffnet. Vier Wochen durchqueren wir das Land über tausende Kilometer bis zum Nordkap und zur russischen Grenze ganz im Osten. Wir lernen unser Fahrzeug kennen und verlieben uns in die spektakulär wilde Natur des hohen Nordens. Was für ein Ersatz für die geplatzte Madagaskar-Reise, die wir eigentlich in diesem Sommer vorhatten.

Landschaft am Nordkap, Norwegen.

August 2020 Schweden

Den Abschluss unseres Sommers verbringen wir bei hochsommerlichen Temperaturen in Südschweden an den traumhaften Stränden um Ystad und im modernen Malmö. Masken sieht man nur selten, das Leben hier wirkt so, als hätte es Corona nie gegeben. Wir genießen entspannte Tage, bevor es zurück nach Hause geht.

Die Stadtbibliothek von Malmö.

September 2020 Wuppertal

Daniel arbeitet tatsächlich wieder, das Sinfonieorchester Wuppertal spielt Konzerte. Für mich hingegen beginnt nach unserer Rückkehr aus Skandinavien die heiße Phase des Übens/Arbeitens an meinem Instrument, denn ich möchte nach Jahren der Zeitverträge und des freiberuflichen Spielens endlich mein Ziel eines unbefristeten Arbeitsvertrags bei einem Berufsorchester erreichen. Am 16. November gibt es ein Probespiel – so nennt man das Auswahlverfahren bei uns Musikern, das eher wie ein Wettkampf als wie ein Vorstellungsgespräch abläuft – um eine unbefristete Flöten-Stelle beim Beethovenorchester Bonn. Die möchte ich unbedingt gewinnen! Üben am Instrument, Ausgleichssport wie Laufen, Schwimmen, Inlineskaten und ein bisschen Krafttraining, Massagen, gesunde Ernährung und viel frische Luft, so sehen meine kommenden Wochen aus.

Die Schwimmoper in Wuppertal.

Oktober 2020 Luzern

Obwohl die Corona-Fallzahlen wieder steigen, bleiben die Grenzen offen. Für ein Wochenende nehme ich mir eine Auszeit vom Üben und besuche meine Freundin Katrin in Luzern. Wir fahren in die umliegenden Berge, wo Abstand halten problemlos möglich ist.

Wanderung am Fuße des Rigi bei Luzern.

November 2020 Bonn

Wenige Tage vor dem Probespiel verlege ich das Üben nach Bonn, wo ich meine Mittagspausen gerne im Botanischen Garten verbringe. Sogar jetzt im November sind die Temperaturen noch recht mild, und die Pflanzen leuchten in traumhaft herbstlichen Farben. Ich genieße die Sonne und schöpfe Kraft für den anstehenden Wettkampf.

Herbstbunte Farben im Botanischen Garten, Bonn.

Dezember 2020 Bonn

So sieht eine unendlich erleichterte, glückliche Gewinnerin aus! Das Probespiel durfte trotz des Lockdowns light stattfinden und ich habe es tatsächlich geschafft, es für mich zu entscheiden und die eine von 230 Bewerbern für diese Stelle zu sein. Nach 10 Jahren, in denen ich etwa 80 Probespiele in ganz Deutschland absolviert habe, bin ich nun seit dem 1.12.2020 festes Mitglied beim Beethovenorchester Bonn. Und damit endet dieses merkwürdig besondere Corona-Jahr für mich mit einem riesigen Erfolg, über den ich glücklicher nicht sein könnte!

Tränen des Glücks nach dem gewonnen Probespiel beim Beethovenorchester Bonn.

Fazit:

When nothing is sure, everything is possible. Dieses Zitat passt für mich persönlich ganz wunderbar zum Corona-Jahr 2020. Vieles war anders als sonst, viele Pläne haben wir über den Haufen geworfen, Flüge und Reisen storniert, andere ganz fantastische Reisen unternommen. Viel Zeit zu Hause verbracht, über das Leben und unsere Privilegien in Deutschland philosophiert, mit Freunden und Verwandten über Corona-Maßnahmen diskutiert. Arbeitslosigkeit, Zukunftsängste, das volle Programm! Und am Ende war es vielleicht genau das, was mich noch einmal richtig motiviert und ans Ziel gebracht hat. Ich bin dankbar für dieses Jahr, das mir wieder einmal gezeigt hat, im Hier und Jetzt zu leben, nicht alles für selbstverständlich zu nehmen und immer weiter meinen ganz eigenen Weg zu verfolgen.

Wie war das Corona-Jahr für dich? Hast du ebenfalls an Michaels Fotoparade teilgenommen?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar! Deine Julia

Meine bisherigen Beiträge zur Fotoparade? Hier entlang: