Im Norden Spaniens in der autonomen Gemeinschaft Navarra gibt es eine Landschaft, deren bizarre, ockerfarbene Felsformationen man eher in einem Nationalpark der USA erwartet: die Halbwüste Bardenas Reales. Die insgesamt 415 km² große Fläche ist seit 1999 als Naturpark geschützt und wurde im Jahr 2000 von der UNESCO sogar zum Biosphärenreservat erklärt. Dennoch ist die für Europa wirklich außergewöhnliche Landschaft bei Reisenden noch relativ unbekannt. Daher war auch ich sehr überrascht, als ich Fotos der Bardenas Reales entdeckte, und schnell stand fest, dass wir während unseres Pyrenäen-Roadtrips einen Abstecher in diese Gegend im Süden Navarras unternehmen würden.

In diesem Beitrag nehme ich dich nun mit zu allen Highlights der Halbwüste Bardenas Reales und gebe dir Tipps für einen unvergesslichen Besuch:

Die Höhlen-Wohnungen von Arguedas

Der kleine Ort Arguedas eignet sich mit einigen Quartieren und einem öffentlichen Wohnmobil-Stellplatz ideal als Ausgangspunkt, um die Bardenas Reales zu besuchen. Denn direkt in Arguedas, am Stadtrand hinter dem Friedhof, bekommen wir einen ersten Eindruck der besonderen Sandstein-Klippen. Wir fühlen uns ein bisschen an Petra in Jordanien erinnert, denn auch hier hat ein Teil der Bevölkerung Höhlen in den Sandstein gearbeitet, um bis in die 60er Jahre hinein darin zu leben. Die Überreste dieser Höhlen-Wohnungen können heute besichtigt werden. Abends nach Sonnenuntergang werden sie außerdem farbig angestrahlt.

Das Tourist Information Center Bardenas Reales

Etwa drei Kilometer weiter östlich von Arguedas liegt dann das Besucher-Informationszentrum der Bardenas Reales. Hier besorgen wir uns eine Karte der Gegend, bekommen ausführliche Informationen über Dos & Don´ts im Naturpark und erfahren, dass man mit dem eigenen Fahrzeug (leider) ausschließlich auf den gekennzeichneten Pisten fahren darf. Das ist überwiegend eine etwa 30-Kilometer-Runde, die an allen landschaftlichen Höhepunkten vorbei führt, sowie eine weitere Piste, die von dieser Runde zum Nord-Eingang (El Paso) des Nationalparks abzweigt. Obwohl es sich bei den Pisten um unbefestigte Schotterstraßen handelt, wirst du auch mit einem normalen PKW oder Wohnmobil keine Probleme bekommen. Übrigens ist es verboten, im Park zu übernachten! Einfahrtszeiten sind von 8Uhr morgens bis zum Sonnenuntergang. Der Eintritt ist frei.

Unterwegs im Bardenas Reales Nationalpark

Nach dem kurzen Stopp beim Besucher-Informationszentrum fahren wir weiter, und nur etwa einen Kilometer später eröffnet sich uns der endlos weite Blick auf die karge Ebene der Bardenas Reales. Wir tauschen Asphalt gegen staubigen Schotter und sind sofort absolut fasziniert von der unglaublichen Kulisse der schroffen Landschaft um uns herum, die Wind und Wasser über Millionen von Jahren geformt haben. Uns interessieren fotografisch vor allem die zerklüfteten Berge aus Lehm, Kalk und Sandstein. Leider darf man nicht überall nah genug heran, um die über 20 verschiedenen Vogelarten, wie z.B. Steinadler und Schmutzgeier, die hier brüten, zu schützen.

Was uns dann aber überrascht ist eine mitten im Park angesiedelte Militärbasis der spanischen Luftwaffe, die hier wohl auch gerne Flugzeug- und Bombenabwurftests durchführt. Wie passt das bitteschön zusammen?!

Entlang der Piste zum Nordeingang finden wir außerdem einige Hütten und Stallungen vor, die wohl ab Herbst von Schäfern und ihren Herden genutzt werden, die vor der Kälte aus den Pyrenäen fliehen, um hier zu Überwintern. Dies erklärt auch die riesige Schäfer-Statue, die am Nordeingang steht.

Der Castil de Tierra, das Wahrzeichen der Bardenas Reales

Der absolute Höhepunkt entlang der für Autos zugelassenen Route ist jedoch der Monolith Castil de Tierra, den wir am Ende unserer Tour erreichen. Der hochaufragende Kegel, den eine Felsplatte bedeckt, ist die bekannteste Felsformationen im Park und entsprechend ein beliebtes Fotomotiv. Auch uns begeistert er so sehr, dass wir beschließen, am folgenden Morgen noch einmal sehr früh zurück zu kommen, um ihn ganz für uns alleine zu haben.

Wissenswertes:

Reisezeitraum? 26.-28. Juli 2021

ideale Aufenthaltsdauer? Man kann die Bardenas Reales gut in 1-2 Tagen Aufenthalt entdecken.

Anreise? Die Bardenas Reales liegen ziemlich genau auf halber Strecke zwischen Pamplona und Saragossa. Mit dem (Miet-)Wagen oder Camper beträgt die Fahrtzeit von Pamplona, der Hauptstadt der Provinz Navarra, nur etwa 75 Minuten.

Fortbewegung? Statt der Möglichkeit, die Bardenas Reales mit dem PKW oder Camper zu erkunden, kannst du dir vor Ort auch einen Quad oder ein Mountainbike mieten, oder du läufst einfach zu Fuß. Insgesamt 700 Kilometer ausgeschilderter Wander- und Radwege durchziehen die Bardenas Reales.

Öffnungszeiten? Von 8 Uhr am Morgen bis zum Sonnenuntergang.

Stellplatz? Das Übernachten im Nationalpark ist ausdrücklich verboten! Wir standen 2 Nächte „wild“ in den Hügeln oberhalb von Arguedas bei einem kleinen Pinienwald, wunderschön! Etwas belebter ist der offizielle Wohnmobil-Stellplatz am Ortsrand.

Tipps? Die beste Tageszeit, um die Bardenas Reales zu erkunden ist entweder direkt am frühen Morgen oder gegen Nachmittag/Abend, wenn das Licht wieder schöner wird. Dann sind natürlich auch deutlich weniger andere Touristen unterwegs. Außerdem empfehle ich dir unbedingt, ausreichend Wasser mitzunehmen. Vor allem im Sommer brennt die Sonne unbarmherzig und im Nationalpark gibt es keinerlei Möglichkeiten, an Wasser zu kommen. Auch Toiletten gibt es nur beim Besucherinformationszentrum.

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