Die Strecke von Deutschland nach Spanien über französische Autobahnen ist nicht nur eintönig und uninteressant, sondern wegen des in Frankreich geltenden Maut-Systems auch sehr teuer. Die etwa 1500 Kilometer kosten da schnell um die 200€! Daher haben wir uns im vergangenen Sommer für den Weg in die Pyrenäen überlegt, dass wir lieber etwas mehr Zeit investieren und uns ausschließlich über Maut-freie Landstraßen Richtung Süden bewegen. Unterwegs erlebten wir so nicht nur wunderschöne kleine Orte, guten Wein und die fantastische französische Küche, sondern auch großartige landschaftliche Höhepunkte. Etwa 10 Tage haben wir uns Zeit gelassen für die Strecke durch die Vogesen, das Jura-Gebirge und die Provence. Hier bekommst du nun Tipps zu Entfernungen, Straßenverhältnissen, Nationalparks, Stellplätzen und Unterkünften sowie ganz besonderen Orten entlang unserer Route.
Wuppertal → Vogesenkammstraße (495 Kilometer)
Unser erster Höhepunkt unterwegs ist die Vogesenkammstraße, die sogenannte „Route des Crêtes“ in den Vogesen, einem Mittelgebirge, das westlich der französischen Grenze an Baden-Württemberg grenzt. Die 77 Kilometer lange Routes des Crêtes, ursprünglich eine Militärstraße aus dem ersten Weltkrieg, verläuft dabei vom Col du Bonhomme im Norden bis nach Cernay im Süden fast ununterbrochen auf westlicher Seite etwas unterhalb des Gipfelkammes und bietet dir unterwegs traumhafte Ausblicke sowie eiszeitliche Gebirgsseen. Die Strecke ist inzwischen eine sehr beliebte Touristenstrecke, vor allem bei Motorrad-Fahrern, sodass ordentlich etwas los ist, als wir an einem Samstag dort unterwegs sind. Dennoch unternehmen wir eine kurze Wanderung am Lac Blanc und verbringen eine ruhige Nacht auf einem Parklatz auf dem Col des Bagenelles.



Stellplatz: Parkplatz und Aussichtspunkt Col des Bagenelles (1 Nacht).
Vogesenkammstraße → Baume les Messieurs (290 Kilometer)
Am zweiten Tag fahren wir weiter ins Département Jura nach Baume les Messieurs. Das kleine 200-Seelen-Dorf, welches zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt, liegt in einem runden Talkessel, spektakulär umgeben von gut hundert Meter hohen Felswänden. Wir drehen am frühen Abend eine Runde durch das wirklich zauberhafte Dorf und genießen dann Wein und Käse auf dem traumhaft am Fluss gelegenen Campingplatz.



Stellplatz: Camping de la Toupe (1 Nacht).
Baume les Messieurs → Sisteron (390 Kilometer)
Auf der Weiterfahrt machen wir einen kurzen Zwischenstopp für Kaffee und Cidre in der Altstadt von Sisteron, deren Geschichte man bis in die Römerzeit zurück verfolgen kann. Der Ort wird auch gerne als das „Tor zur Provence“ bezeichnet und hat eine wirklich tolle Lage am Ufer des Flusses Durance.

Sisteron → Gorge du Verdon (90 Kilometer)
Doch unser eigentliches Ziel am dritten Tag ist der berühmte Naturpark Gorge du Verdon, einer der größten Canyons Europas, den wir in den kommenden zwei Tagen erkunden wollen. Wir unternehmen nicht nur die wegen der Hitze extrem anstrengende, aber mit tollen Aussichten auf die Verdon-Schlucht gespickte 8,5km lange Wanderung „Sentier du Pêcheur“, sondern befahren auch die hiesige Routes des Crêtes (D23). Immer wieder halten wir an den beschilderten „Belvédères“ und beobachten die hier nistenden Gänsegeier.






Stellplatz: Camping Bio Verdon bei La Palud sur Verdon (2 Nächte).
Gorge du Verdon → Lavendelfelder Valensole Hochebene (50 Kilometer)
Nachdem wir die eindrucksvolle Verdon-Schlucht hinter uns gelassen haben, folgt direkt das nächste Highlight, das ich persönlich schon lange auf meiner Bucket-Liste hatte, die Lavendelblüte in der Provence. Besonders schön blühende Felder findest du auf der Fahrt über die Valensole Hochebene, wo wir daher auch immer wieder anhalten und Fotos schießen müssen.


Valensole Hochebene → Roussillon (70 Kilometer)
Die zum Regionalen Naturpark Luberon gehörende südfranzösische Gemeinde Roussillon, die am Fuße des Luberon-Massivs liegt, ist vor allem bekannt für ihre ockerhaltige rote Erde, die als Rohstoff zur Herstellung von Farben verwendet wird. Bereits die Römer bauten hier Ocker ab. Heute existiert nur noch eine Farbenfabrik zur Besichtigung, der Abbau wurde nur bis 1930 betrieben. Doch auf dem am Ortsrand liegenden Pfad „Le Sentier des Ocres“ lassen sich die verbliebenen, tief roten Ockerfelsen auf einem kurzen, etwa 1,5 Kilometer langen Rundweg bestaunen (Eintritt 2,50€). Wir laufen die Runde am frühen Abend, als das Licht wieder schöner und weicher ist, was sich sehr lohnt!






Stellplatz: Camping L´Arc-en-Ciel (1 Nacht).
Roussillon → Camargue (100 Kilometer)
Das Naturschutzgebiet Camargue ganz im Süden der Provence ist so eine Landschaft, ähnlich wie das Ebro-Delta in Spanien, die man irgendwie nicht in Europa erwartet und die immer noch sehr wenige Touristen besuchen, auch weil es kaum Quartiere gibt. Dafür umso mehr Natur: wildlebende Pferde und Stiere, Flamingos, farbenprächtige Lagunen und abgelegene Strände. Für uns stand daher die Schwemmlandebene, in der auch der bekannte Camargue-Reis und Fleur de Sel gewonnen werden, schon länger auf der Reisewunschliste. Und so verbringen wir einen wirklich traumhaften Tag in diesem Gebiet zwischen Reisfeldern, den weißen Camargue-Pferden und dem nur über eine ruppige Offroad-Piste zu erreichenden Strand Beauduc, der vor allem bei Kitesurfern beliebt ist.




Stellplatz: Camping al la Ferme in Pioch Badet (1 Nacht).
Camargue → Montpellier (55 Kilometer)
Nach so viel Natur haben wir Sehnsucht nach etwas städtischer Infrastruktur und verbringen zwei Tage in Montpellier. Wie immer in Städten laufen wir viele, viele Kilometer zu Fuß. Zunächst entlang dem Aquädukt St. Clément in die hübschen Gassen der Altstadt, vorbei am Triumphbogen Porte du Peyrou, der Kathedrale St. Pierre über den Place de la Comédie in die Neustadt, die mit vielen pompösen Gebäuden auftrumpft. Im Mittelpunkt unseres Montpellier-Besuchs steht aber definitiv die Kulinarik: Wir lunchen vorzüglich im hippen „The Babel Community“, kehren dann gemütlich zu Kaffee und Kuchen in der Pattisserie „Le Grau“ ein und essen abends fantastisch im Restaurant „Le Sens Six“, wo wir im angrenzenden Boutique-Hotel auch wohnen. Samu parkt derweil im großen, abgeschlossenen Innenhof.





Quartier: Le Sens Six Chambres d´Hôtes (2 Nächte).
Montpellier → Chateau Quéribus (180 Kilometer)
Am Nachmittag des neunten Tages unseres Roadtrips durch Frankreich, als das Licht wieder schöner wird, fahren wir weiter zur Katharerburg Quéribus. Die Ruine dieser Höhenburg liegt in ziemlich imposanter Lage auf einer 728 Meter hohen Bergspitze! Über einen steil ansteigenden Wanderpfad erreichst du von einem Parkplatz aus in etwa 15 Minuten die mehreren verwinkelten Vorhöfe und seitlichen Gebäude der Burg, von denen aus damals Eindringlinge in Schach gehalten werden konnten. Auf dem höchsten Punkt der Burganlage steht der mächtige Wohnturm, von dessen Plattform aus sich uns ein fantastischer 360°-Blick auf die umliegende Berglandschaft der Corbières eröffnet. Um nicht nur das Panorama, sondern auch die gesamte Burg gut fotografieren zu können, steigen wir nach dem Besuch des Wohnturms noch auf einen gegenüberliegen Berg. Ein schmaler Pfad führt uns vor der Anlage hinauf – großartig!




Stellplatz: Die Nacht verbringen wir auf einem wilden Stellplatz (Chemin de la Saline) in Sichtweite der Burg (1 Nacht).
Chateau Quéribus → Erdpyramiden Ille-sur-Têt (40 Kilometer)
Ein letzter Höhepunkt vor der spanischen Grenze sind dann noch die Erdpyramiden in Ille-sur-Têt, die markante Gesteinsformation der Orgues (deutsch: Orgeln). Diese Orgelpfeifen ähnelnden Felsnadeln bestehen aus Sandstein und Ton und werden seit über fünf Millionen Jahren vom Regenwasser ausgewaschen. Da die Erosion weiter anhält, sind die Orgues eine endliche Attraktion. Ein etwa einstündiger Rundweg führt uns vom Parkplatz durch das Gebiet der Erdpyramiden. Und auch, wenn alles etwas kleiner ist, als ich es mir im Vorhinein vorgestellt habe, lohnt sich ein Besuch unbedingt!





Stellplatz: Camping des Éscoumes in Vinça (1 Nacht).
Fazit:
Wir haben diese 10 Tage in Frankreich zu Beginn unseres langen Reise-Sommers 2021 wirklich sehr genossen! Es war ein entspannter Einstieg, zumal Frankreich sich hervorragend für Camper eignet. Da wir, Daniel und ich, beide Frankreich bis dahin auch noch gar nicht kennengelernt hatten, konnten wir hier außerdem eine echte weiße Lücke auf unserer Europa-Karte mit Erlebnissen und Bildern füllen. Ich kann diese Route oder einzelne Abstecher zu den oben aufgeführten Orten auf dem Weg Richtung Spanien daher sehr empfehlen!
Wissenswertes:
→ Reisezeitraum? 25. Juni – 5. Juli 2021
→ Route? Wuppertal – Vogesenkammstraße – Baume les Messieurs – Sisteron – Gorge du Verdon – Valensole Hochebene – Roussillon – Camargue – Montpellier – Chateau Quéribus – Ille-sur-Têt

→ Stellplätze/Quertiere? Das Hotel in Montpellier habe ich vorab über das Portal booking.com gebucht. Alle Stellplätze/ Campingplätze sind wir spontan angefahren. Oft suchen wir über die App park4night.
→ Mautgebühren? Keine auf dieser Route!
→ Gesamtkosten? Inklusive Sprit, Hotel, Campingplätzen, Verpflegung und Eintrittsgebühren haben wir auf diesem Roadtrip etwa 800€ für zwei Personen ausgegeben.
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8. Juni 2022 at 10:21
Wow, wie absolut traumhaft! Sollte ich irgendwann noch mal eine längere Zeit zum Reisen haben, plane ich genau so einen herrlichen Roadtrip durch Frankreich nach Spanien und Portugal. Sollte sich das dazu nötige Zeitfenster jemals auftun, weiß ich jetzt, wohin ich für Inspiration zur Routenfindung zurück komme! 🙂
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9. Juni 2022 at 7:37
Das freut mich, liebe Lena! Dann wünsche ich dir, dass es irgendwann klappt mit der längeren Reise 🙂
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