Obwohl ich in diesem Sommer 2022 bereits zum vierten Mal nach Serbien gereist bin, habe ich bisher recht wenig der landschaftlichen Schönheit dieses osteuropäischen Balkan-Staats kennengelernt, da wir uns auf vergangenen Reisen immer überwiegend in den Städten des Landes aufgehalten haben. Dies sollte sich auf der diesjährigen Tour mit unserem Offroad-Camper Samurai endlich einmal ändern!

Etwa eine Woche nehmen wir uns Zeit für die fünf Nationalparks des Landes mit unendlich vielen wilden Blumenwiesen, ruppigen Offroad-Pisten, tiefen Canyons und spektakulären Felsformationen. In diesem Beitrag stelle ich dir nun sieben Orte vor, die uns in Serbien begeistert haben. Einige davon sind ausschließlich mit einem offroad-tauglichen 4×4-Fahrzeug erreichbar, was ich eindeutig kennzeichne. Alle anderen kannst du auch mit einem normalen Pkw oder Camper ansteuern. Wie auch immer du unterwegs bist, mache dich darauf gefasst, wenige bis keine anderen Reisenden zu treffen, was vielleicht das allerbeste an einem Roadtrip durch Serbien ist. Du hast die Natur oft noch völlig für dich alleine! Wir haben das sehr genossen. Bitte einsteigen und anschnallen:

1. Der spektakuläre Uvac Canyon

Einer dieser Orte, die schon unheimlich lange auf meiner Bucket-Liste standen, die aber sehr abgelegen und schwierig zu erreichen sind, ist der Uvac Canyon. Ganz im Süd-Westen Serbiens abseits jeder guten Straßenanbindung schlängelt sich der Fluss Uvac in mehreren engen, spektakulären Flusswindungen durch die Landschaft. Vom Aussichtspunkt „Vidikovac Molitva“ bekommst du den besten Ausblick von oben auf die Flussschleifen. Auch die hier nistenden Gänsegeier lassen sich von dort wunderbar beobachten. Eine staubige Schlagloch-Piste führt vom Örtchen Krstac in etwa 25 Minuten hinauf. Wir genießen die 8 Kilometer Offroad mit Samu bis wir einen kleinen Parkplatz erreichen, von dem aus wir den letzten Kilometer zum Aussichtspunkt zu Fuß zurück legen. Und dann eröffnet sich uns dieses Wahnsinns-Panorama!

Wir drehen nach dem Besuch des Aussichtspunktes noch eine große Offroad-Runde um den Canyon über die Dörfer Papice, Kladnica, Borovice und Bukovik und erreichen am Ende des Tages die Staumauer „Uvac brana“. Von hier aus starten übrigens täglich am Vormittag und Nachmittag Bootstouren in den Canyon.

Tipp: Wenn du nicht wie wir mit einem 4×4-Fahrzeug unterwegs bist, kannst du die Strecke zum Vidikovac Molitva selbstverständlich auch zu Fuß zurücklegen. Ein Wanderweg (7km) führt immer oberhalb des Flusses in guten 2 Stunden von Krstac zum Aussichtspunkt.

Stellplatz: Camp Markova ravan (1 Nacht). Kein wirklicher Campingplatz, sondern eine Ansammlung von Hütten und Wohnwagen einiger Einheimischer, bei denen man als Overlander/Offroader aber willkommen ist und wunderschön am Fluss stehen kann. Fragt nach Slavica, die das dortige Restaurant „Ledena Pecina Sjenica“ betreibt und dir gerne weiterhilft.

2. Das Landschaftsschutzgebiet Golija

Ein weiterer Offraod-Traum ist das Landschaftsschutzgebiet Golija nordöstlich der Stadt Sjenica, welches wir als nächstes ansteuern. Rund um den 1833 Meter hohen Berg Golija, der Teil des Dinarischen Gebirges ist, erstreckt sich ein waldreiches Biosphärenreservat mit zahlreichen Wanderwegen und Pisten, auf denen aber eigentlich nur Schäfer mit ihren Schafherden unterwegs zu sein scheinen. Einer von ihnen begrüßt uns herzlich, hält einen Plausch mit Daniel und erklärt uns, wo wir frisches Wasser finden. Zum Abschied ruft er uns lachend zu, wir mögen so lange bleiben, wie wir wollen, in seinem Paradies. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen, bevor wir die Gegend weiter erkunden.

Stellplatz: Wilder Stellplatz (1 Nacht).

3. Die Gipfel des Kopaonik Nationalparks

Am nächsten Morgen fahren wir der kosovarischen Grenze folgend immer weiter bis in den Kopaonik Nationalpark. Bei einem Ranger an einer kleinen Hütte zahlen wir umgerechnet 2,50€ Nationalpark-Gebühr. Staunend guckt der Mann Samu an und fragt uns, ob das ein Camper sei. Wir bejahen, fügen aber sofort hinzu, dass wir nicht vorhaben, im Nationalpark zu übernachten. Er lacht und erklärt uns, dass wir gerne überall damit fahren und stehen dürften, bevor er uns viel Spaß wünscht. Leider bedeutet dieser lasche Umgang mit Naturschutz allerdings auch, dass mitten im Nationalpark rege Bautätigkeit herrscht, um ein riesiges Ski-Resort für zahlungskräftige Wintersport-Kundschaft hochzuziehen. Es hat alles immer Vor- und Nachteile. Wir nutzen das Angebot der touristischen Infrastruktur in einem der wenig besuchten aber dennoch geöffneten Hotels für ein typisches Balkan-Frühstück mit jungem Schafskäse, Tomaten, Brot und Domaca kafa. Danach jagen wir Samu über Stock und Stein auf einen der Gipfel im Skigebiet, von dem aus wir einen traumhaften 360-Grad-Blick auf die umliegenden Berge haben.

Tipp: Wenn du nicht mit einem 4×4-Fahrzeug unterwegs bist, kannst du im Kopaonik Nationalpark während der Sommer-Monate auch wunderbar auf die Berggipfel wandern.

4. Die markanten Sandsteinfelsen Djavolja Varos

Unser eigentliches Ziel am heutigen Tag sind jedoch die roten Felsen der djavolja varos (Devils Town), eine unter Serben recht bekannte Sehenswürdigkeit. Ein wenig wundere ich mich deshalb auch, als wir für die letzten 10 Kilometer eine kleine Brücke passieren und danach auf Schotter durch einen Wald weiter fahren sollen. Da viele Straßenschilder in Süd-Serbien aber nur auf Kyrillisch sind, glaube ich, dass ich wahrscheinlich einfach ein Hinweisschild verpasst habe, und folge weiter der angegebenen Route auf GoogleMaps immer tiefer in den Wald. Der Track wird immer enger, Sträucher und Äste kratzen an Samus Lack, plötzlich bekommen wir einen Schlag auf der rechten Seite gegen unsere Sandbleche…okay, das hat keinen Sinn hier weiter zu fahren. Auf einer kleinen Lichtung wenden wir, probieren noch einen anderen schlammigen Abzweig, der aber auch nur ins Leere führt. Wir vergleichen unser Ziel in GoogleMaps mit dem angegebenen Ort der djavolja varos auf MapsMe und sehen, dass eine ganz andere, asphaltierte Straße aus Richtung Süden wohl die bessere Wahl gewesen wäre. Etwas schlecht gelaunt, da wir inzwischen viel zu viele Kilometer an diesem Tag zurückgelegt haben, fahren wir zurück und erreichen nach einer weiteren Stunde Fahrt unser Ziel.

Tipp: Gib als Zielort auf GoogleMaps besser das „Restoran Djavolja Varos“ ein. Das liegt direkt am Eingang der Felsen von dem aus ein 1,5 Kilometer langer Rundweg direkt zu den eindrucksvollen Felsnadeln führt (Eintritt: 3€ p.P.).

Stellplatz: Eine ruppige Schotterpiste führt vom Parkplatz der djavolja varos weiter hoch zu einer ebenen, wilden Blumenwiese auf der man wunderbar übernachten kann (1 Nacht).

5. Schluchten und weite Ebene im Stara Planina Nationalpark

Am nächsten Tag fahren wir weiter über die Stadt Pirot ganz im Südosten Serbiens in den Stara Planina NP. Stara Planina heißt übersetzt Balkangebirge, welches namensgebend für die Balkanhalbinsel ist. Im Stara Planina NP, dem sogenannten westlichen Balkan, lohnt sich vor allem der Slavinjsko Grlo, eine sehr fotogene Schlucht die wir nach unserer Ankunft im Nationalpark als erstes besuchen. Es gibt einen kleinen Parkplatz beim Örtchen Slavinja, von dem aus du die wirklich spektakuläre Schlucht nach nur etwa 1,5km Fußweg erreichst.

Die Nacht verbringen wir auf einer nahegelegenen Wiese einer weiten Ebene mitten im Nationalpark. Die Landschaft ist wieder einmal traumhaft schön in diesem Teil Serbiens!

Mitten in der Nacht zieht ein heftiges Gewitter über uns hinweg, am Morgen ist es regnerisch und diesig, weshalb wir auf die geplante Offroad-Runde über das Bergdorf TopliDo verzichten. Stattdessen fahren wir weiter zum Stausee Zavojsko jezero, der sich als weniger schön entpuppt. Doch immerhin können wir unsere Wasser-Vorräte auffüllen und finden hinter dem Staudamm ein hübsches Plätzchen zum Frühstücken inmitten einer Ziegenherde.

Eigentlich wollen wir von hier über Offroad-Tracks den Nationalpark weiter Richtung Norden durchqueren, doch schon nach wenigen Kilometern stoppt ein weggespülter Damm am Fluss Temska unser Vorhaben. Es ist kein Furten möglich, weshalb wir den riesigen Umweg zurück über Pirot in Kauf nehmen müssen.

Stellplatz: Wiese unterhalb der Farma Eva, einer Schaf- und Ziegenfarm, wo man u.a. auch frischen Schafs- und Ziegenkäse kaufen kann (1 Nacht).

6. Die steilen Felsklippen des Lazar´s Canyon

Über zahlreiche kleine Dörfer und zwar asphaltierte, aber unglaublich schlechte Straßen fahren wir weiter Richtung Norden. Unser heutiges Ziel ist der Lazar´s Canyon (serb.: Lazarev Kanjon) in der Nähe der Ortschaft Bor, die tiefste und längste Schlucht Serbiens. Berühmt sind vor allem die Höhlen und Gruben des Canyons, doch wir interessieren uns mehr für die Aussicht auf die steilen Felsklippen. Und so wandern wir direkt nach der Ankunft an der Lazar-Höhle (Lazareva pecina) in etwa 20 Minuten zunächst zum Vidikovac 2 für einen ersten Ausblick in die Schlucht.

Danach stärken wir uns im nahegelegenen Restaurant „Zlotske pecine“ mit einer köstlichen Forelle. Die Wirtin hat einige Jahre in Deutschland gelebt und ist begeistert, Deutsche Touristen hier zu treffen. Sie hatte Samu schon bei unserer Ankunft gesehen und gibt uns nun den Tipp, dass wir mit so einem Fahrzeug auch direkt zum Vidikovac 1, dem Haupt-Aussichtspunkt in den Canyon, fahren können. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen, bedanken uns, und machen uns direkt auf den Weg, die steile Schotterpiste zu erklimmen. Oben angekommen erwartet uns ein wirklich fantastischer Ausblick!

Nachdem wir den Lazar´s Canyon ausführlich fotografiert haben, folgen wir der Piste noch ein Stück weiter und finden auch einen windgeschützten, ruhigen Stellplatz für die Nacht.

Am nächsten Morgen beschließen wir, von hier oben nicht wieder zurück runter in den Ort zu fahren, sondern stattdessen der Schotterpiste entlang dem Canyon-Grat weiter Richtung Westen zu folgen. Insgesamt etwa 30km Offroad-Spaß über Wiesen, durch Wälder und auf schlammigen Pisten erwartet uns auf dieser Tour, auf der wir Samu auch mal so richtig einsauen. Erst kurz vor der Hauptstraße 389 und einer aufgegebenen Tankstelle haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Was für eine geniale Tour!

Stellplatz: Wilder Stellplatz oberhalb des Lazarev Kanjon Vidikovac 1 (1 Nacht).

7. Die größte Flussklippenlandschaft Europas im Djerdap Nationalpark

Den Abschluss unserer Serbien-Tour verbringen wir im Djerdap Nationalpark an der Donau, in dem die größte Flussklippenlandschaft Europas mit bis zu 300 Meter hohen Klippen liegt. Die Donau durchbricht hier die südwestlichen Karpaten. Zwischen den Ortschaften Golubac und Novi Sip folgen wir der Straße direkt an der Donau entlang und halten immer wieder an markierten Aussichtspunkten (Festung Golubac – Vidikovac Sokolovac – Lepenski vir – Boljetin Canyon – Vidikovac Kovilovo – Vidikovac Ploce – Tabula Traiana) bis wir den Stausee „Eisernes Tor“ erreichen, einen durch eine Staumauer im serbisch-rumänischen Grenzgebiet entstandenen künstlichen See.

Quartier: B&B Serendipity in Smederevo (1 Nacht).

Wissenswertes:

Reisezeitraum? 2.-10. Juli 2022

Route? Uvac Canyon – Golija – Kopaonik NP – Djavolja Varos – Stara Planina NP – Lazarev Canyon – Djerdap NP.

Stellplätze/Quartiere? Alle Stellplätze sind wir spontan angefahren. Oft suchen wir über die App park4night. In Serbien gibt es insgesamt nur sehr wenige echte Campingplätze, weshalb wir fast überall frei gestanden haben, was niemanden gestört hat, obwohl es offiziell verboten ist.

Sprache? In Serbien wird Serbo-Kroatisch gesprochen. Die Sprache ist oft in Kyrillischen Buchstaben notiert. Meistens sind Straßenschilder aber auch in Lateinischen Buchstaben vorhanden. Die Bevölkerung auf dem Land spricht selten Englisch, hilft aber herzlich mit Händen und Füßen. Am besten eine Übersetzungs-App dabei haben.

Währung? Die offizielle Währung ist der Serbische Dinar. Es werden aber überall auch Euro-Scheine (keine Münzen!) akzeptiert. Wir hatten keine Dinar dabei. Kreditkartenzahlung ist schwierig außerhalb der Städte. Der Einfachheit halber würde ich daher empfehlen, Dinar abzuheben, damit du keine Probleme beim Bezahlen der häufig sehr geringen Beträge bekommst.

Mautgebühren? Auf den überraschend modernen Autobahnen in Serbien werden Maut-Gebühren fällig, die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern jedoch lächerlich gering ausfallen. Insgesamt beliefen sich unsere bezahlten Beträge in Serbien auf 8€. Es gibt keine Vignette, sondern Maut-Stationen an denen man überall mit Kreditkarte bezahlen kann.

Gesamtkosten? Serbien ist ein unschlagbar günstiges Reiseland. Inklusive Sprit, Maut, Unterkünften, Campingplätzen, Verpflegung und Eintrittsgebühren haben wir auf diesem Roadtrip etwa 850€ für zwei Personen ausgegeben.

Unbedingt probieren? Die Serbische Küche ist eher deftig und fleischreich, die landwirtschaftlichen Produkte sind aber unfassbar gut und schmackhaft! Meine Favoriten sind: Salata Shopska, der aus Tomaten und Gurken besteht und mit geriebenem Schafskäse überzogen wird. Klassische Cevapcici, gebratene Hackfleischröllchen. Punjene Paprike, das sind mit Hackfleisch gefüllte Paprikaschoten. Dazu frisch gebackenes Brot, sogenanntes Pogaca, sowie traditionelles serbisches Kajmak, eine Art Käse-Sahne, die unserer Butter ähnelt.

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