Für unsere erste Reise im noch jungen Jahr 2020 haben Daniel und ich uns die Insel des gleichnamigen Likörweins ausgesucht: Madeira! Mit ihrer Lage mitten im Atlantischen Ozean, 740 Kilometer vor der Nordwestküste Afrikas, verspricht sie auch jetzt im Winter angenehme Temperaturen und viel Sonne. Und mit zerklüfteten Vulkanlandschaften, wilden Küsten, schwarzen Stränden und majestätischen Gipfeln zudem extrem fotogene Landschaft. Außerdem ist sie mit nur rund drei bis vier Stunden Flugzeit von Deutschland aus auch für wenige Tage gut erreichbar. Genau das, was wir für eine Woche Urlaub im Januar suchten! Als wir dann nach etwas Recherche noch feststellten, dass Madeira zudem einige interessante Lost Places zu bieten hat, waren Flüge, Hotel und Mietwagen schnell gebucht.

Gestern sind wir nun eher widerwillig ins nass-kalte Deutschland zurückgekehrt. Im Gepäck viele tolle Fotos und Postkartenmotive, deren Entstehungsorte und -geschichte ich dir gerne für deinen Madeira-Trip verrate:

Die Steilküste Cabo Girão

Am ersten Tag auf der Insel erkunden wir die Südküste zwischen Funchal und dem Ponta do Pargo, Madeiras Kap im äußersten Westen. Einen ersten Stopp legen wir beim Skywalk des Cabo Girão ein, das mit 580 Metern Höhe zu den höchsten Steilküsten der Welt gehört. In dieser schwindelerregenden Höhe schwebt unmittelbar über dem Meer eine gläserne Aussichtsplattform. Atemberaubende Ausblicke garantiert und damit ein „Must-See“ auf Madeira.

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Das hübsche Ponta do Sol

Danach fahren wir weiter in den malerisch von hohen Felswänden eingerahmten Küstenort Ponta do Sol. Mit seiner schicken Uferpromenade und den sorgfältig restaurierten Gebäuden gehört der Ort zu den schönsten der ganzen Insel. Ihren Wohlstand verdanken die Bewohner dem Anbau von Zuckerrohr und Bananen. Wir kehren zu köstlich frischem Fisch und Poncha in die Strandbar „A Baixa“ ein und genießen Sonne und Meerblick.

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Der Leuchtturm von Ponta do Pargo

Gegen Nachmittag erreichen wir den Zielpunkt des heutigen Tages, den Leuchtturm (portugiesisch: farol) des kleinen Örtchens Ponta do Pargo an der Westspitze Madeiras. In 312 Metern Höhe über dem Meer erhebt sich der weiße Turm mit seiner knallroten Kuppel, dessen Licht eine Reichweite von 28 Meilen hat. Leider ist das Wetter innerhalb der letzten Stunde gekippt, es regnet, und wir können den spektakulären Fernblick, den man von hier auf die wilde Küste Madeiras haben soll, nur erahnen.

Der Pico do Arieiro

Am zweiten Tag machen wir uns auf ins bergige Inselinnere Madeiras. Über unzählige, schmale Serpentinen schlängeln wir uns von Funchal hinauf auf den Gipfel des 1818 Meter hohen Pico do Arieiro, Madeiras dritthöchstem Berg. Die Sicht auf die umliegende, zerklüftete Bergwelt ist grandios. Neben dem Gipfel steht jedoch eine NATO-Radarstation und ein Besucherzentrum samt ungemütlichem Restaurant, was dem Ort an sich keinen Gefallen tut. Ein Wanderweg verbindet den Pico Arieiro mit dem höchsten Gipfel Madeiras, dem Pico Ruivo. Wir verzichten jedoch zu dieser Jahreszeit wegen des unbeständigen Wetters, der Kälte und vereisten Stellen entlang des Weges auf diese Wanderung.

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Miradouros do Paredão

Stattdessen biegen wir mit unserem Wagen kurz unterhalb des Gipfels rechts Richtung Eida do Serrado in ein schmales, asphaltiertes Sträßchen ab, welches uns zunächst zum Aussichtspunkt Miradouros do Paredão führt. Eindrucksvoll öffnet sich unter uns der Talkessel des Örtchens Curral das Freiras, von dem aus zu allen Seiten mehrere hundert Meter steile Wände aufragen. Was für eine Berglandschaft!

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Blick auf das malerische Nonnental

Wir folgen der schmalen Straße bis zu ihrem Endpunkt, dem Miradouro Eira do Serrado, den man vom Parkplatz in wenigen Minuten fußläufig erreicht. Er schwebt in 1054 Metern Höhe fast senkrecht über dem idyllischen Curral-Tal, Madeiras grünem Hinterland. Rebterrassen, Obstgärten, kleine Siedlungen mit hübschen weißen Häuschen und wilde Felder gehen hier fließend ineinander über. Der Name Curral das Freiras bedeutet übrigens wörtlich übersetzt Stall der Nonnen. Da dies irgendwie obszön klingt, überlegten sich Touristiker die Bezeichnung Nonnental.

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Pool and the City

Den dritten Tag auf Madeira verbringen wir in Funchal, der Hauptstadt der Insel. Hier gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten und historische Bauten zu bestaunen, einen einzigartigen Botanischen Garten oder die Markthalle Mercado dos Lavradores. Doch wir wollen heute die Seele baumeln lassen und das kann man nirgendwo besser als auf der Dachterrasse des Castanheiro Boutique Hotels. Über den Dächern Funchals, mit Infinity Pool und Blick auf die Altstadt und das Meer sowie einem Drink lässt es sich dort oben entspannt ein paar Stunden aushalten!

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Auf den Monte schweben

Am Nachmittag zieht es uns dann doch noch in die Stadt und wir laufen die Hafenpromenade entlang bis zur Talstation der Teleferico do Funchal. Von hier schweben Gondeln hinauf in den verträumten Villen-Vorort Monte mit seinen prächtigen Parks (8€ einfache Fahrt). Wir genießen bei schönem Licht am späten Nachmittag einfach die Ausblicke während der Fahrt und fotografieren – traumhaft!

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Das verlassene Hotel Atlantis

Am Vormittag des vierten Tages gehen wir, Daniel und ich, einer unserer Lieblingsbeschäftigungen auf Reisen nach, dem Erkunden von Lost Places. Auf Madeira sind wir dafür im Schwimmbad einer ehemaligen Luxus-Hotelanlage in Agua de Pena unterwegs, die Ende der 90er Jahre zum größten Teil dem Ausbau des Flughafens weichen musste. Geblieben sind nur das Schwimmbecken samt Sprungturm, einige kleinere Außenpools, die Ruinen einer Poolbar, Umkleiden und das Untergeschoss des gesamten Komplexes. Vieles ist kaputt und mit Graffiti gesprüht, die Natur holt sich das Gelände langsam zurück – für uns ein genialer Ort zum Fotografieren, an dem wir mehrere Stunden verbringen.

Wanderung zur Ponta de São Laurenco

Nachmittags fahren wir weiter zur östlichen Spitze Madeiras, dem Kap Ponta de São Laurenco. Das Naturschutzgebiet samt zwei vorgelagerten Inseln ist nur zu Fuß erreichbar (etwa 1.30h einfache Strecke). Daher parken wir den Wagen auf dem Parkplatz am Ende der Straße und schnüren die Wanderschuhe. Für mich folgt ab hier landschaftlich eine der spektakulärsten Touren auf Madeira, vorbei an bizarren Felsformationen und rauer, sehr fotogener Küste. Innerhalb von Jahrmillionen wuchs Madeira als Vulkaninsel vom 3000 Meter tiefen Meeresgrund hinauf, und nirgendwo ist diese geologische Vergangenheit präsenter als hier.

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Die alte Küstenstraße 101

Am fünften Tag unseres Madeira-Aufenthalts fahren wir von Funchal Richtung Norden, um den Küstenabschnitt zwischen São Vicente und Porto Moniz zu erkunden, der mit beeindruckender Klippenlandschaft gesegnet ist. Kurz hinter dem kleinen Örtchen São Vicente, vor einem der auf Madeira so zahlreichen, langen Tunnel, fällt unser Blick jedoch zunächst auf einen Teil der alten Küstenstraße im Norden, der Antiga Estrada 101. Sie verlief früher, bevor die fast vollständig durch Tunnel führende Schnellstraße gebaut wurde, der atemberaubenden Küstenlinie folgend direkt oberhalb des Meeres. Hier und da gibt es die Möglichkeit, diese alte, schlaglöchrige Straße in Fahrtrichtung São Vicente → Porto Moniz zu benutzen – ein weiterer, faszinierender Lost Place auf der Insel Madeira. Achtung vor Steinschlag!

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Die Felsnadel Ribeira da Janela

Die schroffe Felsformationen „Ilhéus da Ribeira Janela“ liegt direkt vor der Küste von Ribeira Janela und ist ein weiterer toller Fotospot. Von einem geräumigen Parkplatz an der Flussmündung laufen wir wenige Minuten zum schwarzen, grobkiesigen Strand, genießen die Meeresluft und fotografieren.

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Baden in den Lavapools von Seixal und Porto Moniz

Ein weiteres Highlight an der Nordküste Madeiras sind die natürlichen Pools der beiden Orte Seixal und Porto Moniz. Die von Wind und Wellen geformten „Piscinas Naturrais“ sind Felsenpools im Meer, in denen das Baden offiziell erlaubt ist. Uns ist es hierfür im Januar zwar zu kalt, aber auch zum Ansehen und Fotografieren sind die Pools ein faszinierender Ort.

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Ausblick von der Quebradas Casa do Elias

Um eine uns noch unbekannte Strecke der Insel Madeira kennenzulernen, nehmen wir oberhalb von Porto Moniz die ER110 durchs Inselinnere zurück nach Funchal. Entlang dieser Route gibt es einige schöne Miradouros. Nicht als solcher gekennzeichnet ist die Ruine Casa do Elias, dabei eröffnet sich uns vom Dach der Steinhütte ein wunderbarer 360°-Fernblick über große Teile der Insel.

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Wissenswertes:

Reisezeitraum? 22.-28. Januar 2020

Ideale Aufenthaltsdauer? 7-10 Tage. Wer gerne und viel wandert, auch länger!

Anreise? TUIfly fliegt nicht täglich, aber direkt von einigen Flughäfen in Deutschland, u.a. von Düsseldorf nach Funchal. Viele weitere Verbindungen über Lissabon bietet TAP Portugal.

Mietwagen? Wir haben unseren Mietwagen von Madeira Rent direkt am Flughafen übernommen (Kosten inkl. Versicherung ca. 29€ pro Tag).

Wohnen? Da waren wir bei dieser Reise sehr großzügig und haben uns die Quinta Jardins do Lago in Funchal gegönnt. Diese gediegene, ruhige Hotelanlage liegt paradiesisch innerhalb eines riesigen botanischen Parks, bietet perfekten Service, einen tollen Pool und Parkplätze direkt vor der Tür. Wir waren absolut begeistert – sehr zu empfehlen!

Unbedingt probieren: Regionale Spezialitäten der Insel Madeira sind z.B. Caldeira de Peixe, ein reichhaltiger Fischeintopf mit Kartoffeln, Zwiebeln und Tomaten, mit viel Koriander gewürzt. Espada com Banana ist in Teig gebackener Degenfisch, serviert mit einer gekochten Banane – super lecker! Espetada sind die klassischen Rindfleischspieße, die auf Madeira typischer Weise auch gerne als Sandwich serviert werden. Ebenfalls gut, die Sopa de Tomate. Diese in unzähligen Varianten auftauchende Tomatensuppe wird hier überall mit einem verlorenen Ei drin serviert. Dazu passt das auf Madeira typische Knoblauchbrot Bolo de caco. Der oben erwähnte Poncho ist ein Mixgetränk aus Honig, Zitronensaft und Zuckerrohrschnaps. Und selbstverständlich musst du den typischen Madeirawein probieren, den man hier als Aperitif trinkt.

Hast du noch weitere Tipps für die Insel Madeira?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar! Deine Julia

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