Nach unserem legendären Roadtrip 2015 quer durch die USA dachte ich: Was in den USA geht, muss doch auch in Europa zu machen sein! Vor allem der touristisch noch kaum erschlossene Osten Europas reizte uns, und so arbeitete ich für den Sommer 2017 eine Route aus: 36 Tage, mein VW Golf, 8000 Kilometer durch 13 verschiedene Staaten Europas.

Weil wir selber immer wieder überrascht sind, was wir auf dieser Wahnsinns-Tour alles gesehen und erlebt haben, fasse ich in diesem Beitrag einmal alle unsere Stationen zusammen. Wie immer gespickt mit vielen Insidertipps zu Städten, Natur & Kultur, Unterkünften, Kosten, Grenzübergängen und ganz besonderen Orten auf unserer Reise.

Schaffhausen, Schweiz

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Zugegebenermaßen: Die Schweiz gehört nun wirklich nicht zum Osten Europas, aber auf irgendeiner Route müssen wir ja von Deutschland gen Süden/Osten fahren. Da wir im Sommer 2014 schon einmal mit dem eigenen Wagen in Ex-Jugoslawien unterwegs gewesen sind und damals die Strecke über Österreich genommen haben, entschließen wir uns, dieses Mal über die Schweiz zu fahren. Außerdem habe ich den Rheinfall, einen der drei größten Wasserfälle Europas, noch nie gesehen. Da verschmerzt man auch die 35€ für die Schweizer Autobahn-Vignette :-/

Erste Überraschung bei der Ankunft: Der Rheinfall liegt gar nicht in Schaffhausen! Erst als wir nach der Ankunft am späten Nachmittag vom Hotel den Schildern folgend zum Rhein laufen und der Marsch immer länger dauert (etwa 4 Kilometer entlang dem Fluss nach Neuhausen), bemerken wir dies. Da ich erkältet bin, wird der Weg für mich ganz schön anstrengend. Aber es lohnt sich, wenn man dann endlich den wilden Flusslauf erreicht. Auf einer Breite von 150 Metern stürzen die Wassermassen über felsigen Untergrund 23 Meter in die Tiefe, das ist wirklich eindrucksvoll! Auf beiden Seiten des Flusses gibt es zahlreiche Stege und Aussichtsplattformen, die auf der neuhausener Seite kosten keinen Eintritt! Auf dieser Seite, beim Schlösschen Wörth, kann man außerdem mit Ausflugsbooten dicht an den Rheinfall heran fahren und sich auf einer Aussichtsplattform im mittleren Felsen absetzen lassen. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt das Schloss Laufen. Hier gibt es einen Erlebnispfad mit einer Aussichtsplattform, die sogar über einen gläsernen Lift zu erreichen ist. Genau verzeichnet ist das alles auf diesem Lageplan. Wir begnügen uns mit dem Ausblick von Neuhausen auf das tosende Wasser, schießen ein paar Erinnerungsfotos und picknicken unsere letzten Stullen des langen Tages auf einer Bank, bevor wir den Rückweg nach Schaffhausen antreten und müde, aber glücklich ins Bett fallen.

Tipp: Ich empfehle, ein Hotel direkt in Neuhausen zu nehmen! Damit erspart man sich den langen Fußmarsch oder die Zugfahrt von Schaffhausen.

Vaduz, Liechtenstein

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Am nächsten Tag führt uns die zweite Etappe Richtung Südosten direkt ins nächste Land, in das kleine Liechtenstein. Das Fürstentum, welches zu den fünf Zwergstaaten Europas gehört, kennen wir beide noch nicht. Es gibt weder eine wirkliche Grenze, noch eine Kontrolle. Man fährt einfach von der Schweizer Autobahn ab, über eine Brücke über den Rhein, und schon ist man in einem anderen Land, bemerkenswert! Direkt hinter der „Grenze“ fällt uns eine wunderschöne alte Holzbrücke ins Auge, die Rheinbrücke Vaduz – Sevelen, mit 135 Metern Länge die letzte ihrer Art, die den Alpenrhein überquert. Wir parken das Auto im angrenzenden Gewerbegebiet und spazieren Richtung Flussufer und Brücke. Erstaunlich, dass dieses türkis schimmernde Flüsschen der Rhein ist, der bei uns in Nordrhein-Westfalen breit und braun daher kommt.

Am Mittag drehen wir eine Runde durch Liechtensteins Hauptstadt Vaduz, über einen hübschen Hauptplatz, an dem das neobarocke Regierungsgebäude sowie der moderne Landtag liegt, und durch eine übersichtliche Fußgängerzone. Über all dem thront das Wahrzeichen des Ortes, das Schloss Vaduz, Sitz des Fürstenhauses Liechtenstein. Nach zwei Stunden haben wir alles gesehen und beschließen, am Nachmittag noch ein bisschen in die Berge zu fahren. Über zahlreiche Serpentinen und durch kleine Bergdörfer fahren wir in etwa 20 Minuten zum Startpunkt (1500 m.ü.N.) des berühmten Liechtensteiner Fürstensteigs. Leider verschlechtert sich das Wetter, dennoch wandern wir etwa 2 Stunden entlang dem schmalen, in die Felswand geschlagenen Pfad und haben ein paar grandiose Aussichten auf das Rheintal und die umliegenden Berggipfel.

Restaurant-Tipp: Das Berggasthaus Masescha. Hier speisen wir hochpreisig, aber vorzüglich nach unserer Wanderung.

Soave, Italien

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Weiter geht es am nächsten Tag, vorbei an Mailand und mit einem kurzen Stopp am Gardasee, in die norditalienische Weingegend Soave. Hier habe ich ein traumhaft in den Weinbergen gelegenes Gut ausfindig gemacht, in dem wir übernachten wollen. Die angrenzende kleine Stadt, nach der auch die von dort stammende, bekannte Weinsorte Soave benannt ist, lohnt ebenfalls einen Blick, hat sie doch eine komplett erhaltene Stadtmauer mit 24 Türmen, sowie eine das Stadtbild beherrschende Burg zu bieten. Mein Gott ist das idyllisch hier – ich merke schon, Daniel ist gelangweilt von so viel Schönheit. Zum Glück heitert ihn die abendliche Weinprobe, die wir in einem der zahlreichen Restaurant-Keller des Ortes machen, wieder auf.

Hotel-Tipp: Antica Corte B&B.

Achtung: Wir haben die Gebühren auf den italienischen Autobahnen total unterschätzt! Für die 400 Kilometer von Mailand bis Triest vor der Slowenischen Grenze haben wir insgesamt 30€ latzen müssen!

Insel Krk, Kroatien

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Auf jeder unserer Reisen bestehe ich auf mindestens 2-3 Tagen Erholung am Strand. Nachdem wir 2013 die kroatische Insel Hvar besucht hatten, habe ich mir dieses Mal Krk ausgeguckt. Da sie durch eine Brücke (5€ Maut) mit dem Festland verbunden ist, ist sie auch relativ unproblematisch zu erreichen, was uns, aber natürlich auch vielen anderen Urlaubern, entgegen kommt. Und ja, Kroatien ist inzwischen hoffnungslos überlaufen. Trotzdem finden wir hinter dem kleinen Örtchen Vrbenik eine traumhafte, abgelegene, menschenleere Bucht, den Plaza Kozica, die nur fußläufig zu erreichen ist, und genießen die Sonne und das klare Wasser in vollen Zügen.

Weitere Kroatien-Highlights: Zagreb, die Plitvicer Seen, die Krka Wasserfälle, Split, die Insel Hvar und Dubrovnik haben wir im Sommer 2013 bereits besucht – ebenfalls absolut lohnend!

Achtung: Auch Kroatien hat ein Autobahn-Maut-System, ähnlich dem in Italien. Auch hier belaufen sich unsere Kosten auf insgesamt 30€!

Sarajevo, Bosnien & Herzegowina

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Inzwischen haben wir schon 1500 Kilometer zurückgelegt und bewegen uns seit Mailand nun kontinuierlich Richtung Osten. Unser nächstes Ziel ist die bosnische Hauptstadt Sarajevo, die wir zwar 2013 schon einmal besucht haben, mit der wir aber irgendwie noch nicht fertig waren. Schon damals haben wir uns in der bunten Mischung aus europäischer und orientalischer Tradition total wohl gefühlt. Die Muezzine rufen von den Minaretten, nebenan läuten Kirchenglocken, und in den Gassen der Altstadt sitzt man bei Bosanska Kava, frischen Ćevapčići, und Wasserpfeife. Auch dieses Mal haben wir in 3 Tagen unglaublich viel erlebt. Alle weiteren Tipps gibt es in meinem ausführlichen Sarajevo-Guide.

Achtung: Bosnien hat zwar kein wirkliches Maut-System, aber an jeder Ecke warten Polizisten, die dir Geld abknöpfen wollen. Also haltet euch lieber an Geschwindigkeitsbeschränkungen, schnallt euch an und schaltet die Scheinwerfer ein! Und wenn ihr an der Grenze keine fadenscheinige Zusatzversicherung für euer Auto abschließen wollt, führt die grüne Versicherungskarte mit!

Niš, Serbien

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Die drittgrößte Stadt Serbiens ist für die meisten West-Europäer eine große Unbekannte. Wir nehmen sie auf unserem Roadtrip mit, weil Daniel hier noch eine alte Tante und Cousine wohnen hat, die er seit 28 Jahren nicht mehr gesehen hat. Nach überschwänglicher Wiedersehensfreude auf beiden Seiten erkunden wir gemeinsam die wenigen Sehenswürdigkeiten, die die Stadt am Fluss Nišava im Süden Serbiens zu bieten hat: das Stadtzentrum mit einer großen Fußgängerzone, den Fluss, die dahinter liegende Festung von Niš, sowie den Schädelturm. Dieser Turm wurde von den Osmanen aus Schädeln von 952 Serben errichtet, die im Jahr 1809 in der Schlacht von Čegar gefallen sind.

Nach einem typisch serbischen, fleischreichen Mittagessen, beschließen wir, der Hitze der Stadt zu entfliehen und fahren am Nachmittag ins 8 Kilometer entfernte Niška Banja. „Banjas“ sind in Serbien so etwas wie Kurorte bei uns in Deutschland. Niška Banja gehört zu den bekanntesten Kurorten in Serbien, da es hier Quellen mit radonhaltigem Wasser gibt, welches für bestimmte Therapien zum Einsatz kommt. Bekannt und genutzt wird dieser Ort bereits seit der Römerzeit! Und wenn nicht seitdem, so ist zumindest seit den sozialistischen, jugoslawischen Zeiten Titos die Zeit stehen geblieben. Es hinken Kranke und viele alte Menschen durch die Hauptstraße und über die mit Springbrunnen verzierten sozialistischen Betonplätze vor der Klinik. Dazwischen wuseln Kinder, und von irgendwoher schallt melancholische Balkanmusik aus einem Lautsprecher. Wir wandeln wie in einem Museum, an einem Ort, in einer Zeit, in die ich nicht gehöre. Ein Ort voller Nostalgie, sehr skurril. Während Daniel sich beim Eis essen mit seiner Tante und Cousine auf Serbisch unterhält, beobachte ich das rege Treiben um uns herum. Es sollte wenige Momente auf unserer Reise geben, in denen ich so mit der Umgebung fremdele wie hier.

Weitere Highlights in Serbien: Die Hauptstadt Belgrad, der Djerdap Nationalpark, der Uvac Canyon, der Kopaonik Nationalpark, die Sandsteinfelsen Djavolja Varos, der Stara Planina Nationalpark sowie der Lazar´s Canyon. Ausführliche Tipps zu diesen Orten geben ich im Beitrag (Off-) Roadtrip in Serbien: Unentdecktes Naturparadies auf dem Balkan.

Prishtina, Kosovo

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Hinter Niš verlassen wir die uns insgesamt doch relativ gut bekannten Ex-Jugoslawischen Gefilde, und begeben uns in den kleinen europäischen Neuling Kosovo. Google Maps möchte uns partout nicht auf direktem Weg leiten, sondern schlägt eine Route über Mazedonien vor. Wir lehnen das ab, ignorieren Google und fahren über leere Straßen, durch kleine Dörfer und trockene Landschaft in die nur 150 Kilometer entfernte Hauptstadt Prishtina. Als Kind der 90er kenne ich Kosovo nur aus dem Fernsehen. Nahezu jeden Abend flimmerten Bilder von Krieg, Not und Vertreibung in unser Wohnzimmer. Hunderttausende waren auf der Flucht und viele davon kamen nach Deutschland, in die Schweiz oder nach Österreich. Seit 1999 ist der Kosovo-Krieg beendet, 2008 erklärte das Land seine Unabhängigkeit. Wie es heute hier aussieht, was es am Grenzübergang zu beachten gibt, und weshalb ich plötzlich in das strenge Gesicht eines kosovarischen Polizisten blicke, erfahrt ihr in meinem ausführlichen Kosovo-Beitrag.

Valbona, Albanien

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Nach ziemlich genau zwei Wochen und 2500 Kilometern verlässt uns Google Maps komplett. Eine detaillierte Straßenkarte des Kosovo scheint es nicht zu geben und eine Navigation zu unserem nächsten Ziel Valbona in den albanischen Alpen erscheint nicht möglich. Ich bin etwas unruhig, als wir in Prishtina mit dieser (s.u.) handgeschriebenen „Wegbeschreibung“ unseres Hotelbesitzers des Hotel Prima aufbrechen. Aber der meint nur „don´t worry, there aren´t many possible directions“.

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Und tatsächlich, 100 Kilometer, etwa 8 Radarkontrollen und 4 Hochzeitsgesellschafts-Kolonnen später – der August scheint im Kosovo ein äußerst beliebter Monat zum Heiraten zu sein – genießen wir das erste Panorama auf Albanien, das neunte Land unseres großen Osteuropa-Roadtrips. Hier, im unentdeckten Albanien, dachte ich, beginnt das Abenteuer so richtig. Ich sollte Recht behalten, denn in Valbona erwarten uns spektakuläre Natur und ein paar grandiose Wandermöglichkeiten. Alle genauen Infos lest ihr in meinem Artikel über den Nationalpark Valbonatal.

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Insgesamt eine Woche wollen wir uns in Albanien aufhalten und das Land von Nord nach Süd durchqueren. Die Küste vermeiden wir, da diese im August ziemlich überlaufen ist. Nach drei Tagen in den Bergen im wunderschönen Valbona brechen wir daher auf in die albanische Hauptstadt Tirana. Auf dem Weg dorthin: viel ödes, karges, vermülltes Land, viel Staub, marode Straßen und Brücken, hier und da ein Denkmal aus sozialistischen Zeiten, die Daniel und ich liebevoll „Flammen der Arbeit“ taufen, sowie eine unerträgliche Hitze, die den löchrigen Asphalt schmelzen lässt.

Vielleicht ist es die Hitze, vielleicht die Reisemüdigkeit nach drei Wochen „on the road“, vielleicht diese Perspektivlosigkeit, die von allem rechts und links der Straßen ausgeht – ich mag mich nicht so richtig anfreunden mit diesem Land, welches ja unter Reisenden so gerne als „Hidden Gem“ bezeichnet wird.

Tirana, Albanien

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Leider bestätigt sich dieser Eindruck für mich in Tirana. Weshalb ich mich dort so deprimiert, aufgewühlt und unwohl gefühlt habe wie an bisher keinem anderen Ort der Welt, schreibe ich mir in meinem Beitrag Tirana – Hitzeschlacht in bunt getünchter Sozialismus-Tristesse von der Seele.

Gjirokastra, Albanien

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Zum Glück findet sich für uns mit dem UNESCO Welterbe-Ort Gjirokastra ganz im Süden Albaniens ein einigermaßen versöhnlicher Abschluss. Als eine der ältesten Städte des Landes ist sie steil an einen Hang gebaut und trägt den Beinamen „Stadt der Steine“, weil die Häuser in der Altstadt, auch die Dächer, komplett aus grauen Steinen und Steinplatten aus den nahen Gebirgen bestehen. Hohe Holzfenster und kleine Innenhöfe mit riesigen hölzernen Hoftoren sowie kunstvoll gepflasterte Gassen charakterisieren des Weiteren das Stadtbild. Über alldem thront eine Burg samt Uhrturm. Wir schlendern am Nachmittag gemütlich durch das Basar-Viertel, essen unschlagbar günstig in einer der zahlreichen Tavernen der Altstadt und lassen den Abend dann auf der Terrasse vor unserem Zimmer bei einer hervorragenden Flasche des in Soave erstandenen Weißweins ausklingen.

Hotel-Tipp: Hotel Gjirokastra, direkt unterhalb der Burg gelegen mit Rundblick über die ganze Stadt, gemütlichen Zimmern mit Balkon oder eigener Terrasse.

Thessaloniki, Griechenland

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Nach dem trockenen, ausgedörrten, braunen Albanien überrascht uns Griechenland! Bereits direkt hinter der Grenze erblicken wir plötzlich grüne Wälder und bewirtschaftete Felder. Es herrscht die gleiche Hitze, wir befinden uns auf demselben Boden, nur einige Kilometer weiter in einem anderen Land, einem EU-Land. Trotz der Krise in Griechenland bekommen wir das Gefühl, von der Dritten zurück in der Ersten Welt zu sein – das macht mich sehr nachdenklich.

Am späten Nachmittag erreichen wir Thessaloniki, was wirklich nur eine kurze Zwischenstation auf dem Weg nach Bulgarien sein soll. Ich habe das relativ neue B&B „The Caravan“ im Herzen der Stadt für eine Nacht gebucht, wir bekommen einen kostenlosen Parkplatz direkt vor der Tür, und kommen sofort mit den hippen Besitzern, ein paar miteinander befreundeten griechischen Travellern, ins Gespräch, die total begeistert sind von der Route unseres Roadtrips. Bei einem Begrüßungs-Drink tauschen wir gegenseitig Reiseerfahrungen aus, und wir bereuen es schon jetzt, nur eine Nacht hier zu bleiben. Nach einem Spaziergang durch die Stadt und entlang der Promenade bis zum berühmten weißen Turm essen wir außerdem vorzüglich im ERGON Agora, einem Delikatessen Laden mit angeschlossenem Restaurant – große Empfehlung! Thessaloniki, wir kommen wieder!

Kloster Rila, Bulgarien

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Nach etwa 3500 Kilometern immer Richtung Süden wird es von Thessaloniki aus Zeit für uns, die Fahrtrichtung zu wechseln. Denn unser nächstes Ziel ist die traumhaft schöne und spektakulär in den bulgarischen Bergen gelegene Klosteranlage Rila. Zwischen den hohen Mauern des UNESCO-Welterbes wollen wir sogar eine Nacht verbringen, um die singenden, orthodoxen Mönche noch vor Sonnenaufgang während der Morgenandacht zu erleben. Ob und wie es dazu kommt, verrate ich euch in meinem Beitrag Kloster Rila in Bulgarien – Übernachten im UNESCO Welterbe.

Mount Buzludha, Bulgarien

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Wir sind absolut begeisterte Fans von „Lost Places“! Unser nächstes Ziel, mitten in Zentral-Bulgarien ist genau so ein Ort. Wie ein „UFO“ thront diese Ruine, ein ehemaliges Denkmal zu Ehren der bulgarischen kommunistischen Partei, auf dem Gipfel des 1440m hohen Berges Chadschi Dimitar. Bereits die Anfahrt auf den Berg ist spektakulär, die Größe des Gebäudes, wenn man es erreicht, umso mehr! Ein surrealer Ort, umgeben von duftenden, grünen Bergwiesen. Viele weitere Fotos und Infos findet ihr in meinem gesonderten Beitrag Mount Buzludha – Ein bizarres Relikt aus Bulgariens kommunistischer Vergangenheit.

Tipp: Mit Camper und/oder Zelt könnt ihr wunderbar unterhalb des Denkmals nächtigen!

Mamaia, Rumänien

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Eigentlich wollten wir an dieser Stelle in der rumänischen Hauptstadt Bukarest sein. Doch die Hitzewelle reißt nicht ab, seit zwei Wochen haben wir Temperaturen um die 40°C, und ich MUSS ans Meer! Zum Glück kann ich Daniel überreden, für zwei Nächte 500 Kilometer bis an die rumänische Schwarzmeerküste nach Mamaia zu fahren. Lustigerweise war er vor 48 Jahren schon einmal mit seinen Eltern hier.

Mamaia, welches auf einer 7 Kilometer langen und nur 350 Meter breiten Landzunge zwischen dem Schwarzen Meer und einem Süßwassersee liegt, ist eine Urlaubs-Hölle, wie sie im Buche steht. An den hellen, breiten Muschelsand-Stränden des bekanntesten Badeortes Rumäniens reihen sich Handtuch an Handtuch, Liege an Liege und Sonnenschirm an Sonnenschirm. Dahinter liegen Clubs, die bereits am frühen Morgen den Strand mit Musik beschallen. Dahinter eine schmale, überlaufene Strandpromenade und Bettenburgen. Kurz gesagt: Es ist grausam! Zum Glück haben wir ein einigermaßen nettes Quartier zur See-Seite gebucht, die viel ruhiger ist, und können uns hier ein wenig von den Reise-Strapazen erholen.

Chişinau, Moldawien

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Die ehemalige Sowjetrepublik Moldawien gehört tatsächlich zu den fünf am wenigsten bereisten Ländern der Welt! Grund genug für uns, dem kleinen Staat und seiner Hauptstadt Chişinau einen Besuch abzustatten. 450 Kilometer rumpeln wir von Mamaia über unfassbar schlechte Straßen, vorbei an kleinen Flüssen, blühenden Feldern, Kühen und milden, sanft geschwungenen Wein-Hügeln in die 700.000-Einwohner-Metropole, um festzustellen: Hier ist ja mal gar nichts los! Das Leben scheint unter einer dicken Schicht Sowjet-Staub verborgen zu sein. Was wir in den drei Tagen dann doch noch entdeckt und erlebt haben, habe ich euch in meinem Artikel Von Plattenbauten, Wein und tanzenden Rentnern – Eine Zeitreise in die Republik Moldau zusammengefasst.

Odessa, Ukraine

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Wie eine Oase in der Wüste empfängt uns Odessa, die ukrainische Hafenstadt, die auch als Perle am Schwarzen Meer bezeichnet wird. Es weht ein erfrischender Wind vom Meer herauf, die Straßen und Häuser wirken gepflegt, und der Verkehr ist geradezu harmlos. Nach Wochen der trockenen, staubigen Sommerhitze in verschiedenen Balkan-Staaten freuen wir uns auf ein bisschen Erholung und wollen es uns einfach nur gut gehen lassen. Wir quartieren uns für zwei Nächte im zentral gelegenen Potemkinn Hotel ein, Suite mit Frühstück für 60€ die Nacht. Unser Wagen bekommt einen Parkplatz im Innenhof, direkt vor der Tür, ein absoluter Volltreffer. Daniel und ich schauen uns an und grinsen. Eigentlich war Odessa gar nicht auf unserer Route geplant. Vielmehr wollten wir das sonderbare Staatengebilde Transnistrien besuchen. Die Einreise mit dem eigenen Fahrzeug erschien uns dann aber doch zu kompliziert und riskant. Nun waren wir also hier, und Odessa wurde zu einem absoluten Höhepunkt der gesamten Reise. Weshalb die romantische Hafenstadt einen Besuch wert ist, fasse ich euch in meinem ausführlichen Odessa-Guide zusammen.

Tipp: Alles Infos zur Einreise in die Ukraine mit dem eigenen PKW bekommt ihr in meinem Guide Grenzgang Ukraine – Ein- und Ausreise-Guide für Selbstfahrer.

Kiew, Ukraine

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480 Kilometer geradeaus fahren wir von Odessa nach Kiew. Die Straße E95 ist eine Zumutung, löchriger Asphalt, was uns nicht mehr weiter wundert, als uns auf halber Strecke Soldaten mit Panzern entgegenkommen – anscheinend auf dem Weg zur Halbinsel Krim. Es ist das erste Mal seitdem wir in der Ukraine sind, dass wir „bemerken“, dass sich dieses Land derzeit im Krieg befindet. Und auch die Fahrt in die Stadt hat es in sich, wenn es auf einer acht-spurigen Straße keine Fahrspuren gibt 😮 Wie durch ein Wunder rettet Daniel die Situation, als ein Ukrainer in einem alten Benz unbedingt durch uns durch fahren möchte. Glücklicherweise erreichen wir unser Hotel ohne weitere Zwischenfälle.

Vier Tage Zeit nehmen wir uns für die riesige ukrainische Hauptstadt. Wir erkunden u.a. zahlreiche Kirchen und Klöster mit den typisch vergoldeten Kuppeln – zu den schönsten gehört das Kiewer Höhlenkloster, die Sophienkathedrale, das St. Michaelskloster, sowie die St. Andreas Kirche – den berühmten Majdan-Square, den für sein kulturelles Leben bekannten Andreassteig, das Goldene Tor, welches eigentlich rot ist, den Haupt-Boulevard Chreschtaschatyk sowie gefühlt hunderte Statuen und Denkmäler, von denen ich v.a. das Denkmal der Völkerfreundschaft sehr beeindruckend finde. Ein architektonisch ganz besonderer Ort ist übrigens das Krematorium auf dem Baikowe-Friedhof. Kiew ist laut und protzig, dennoch mag ich die Stadt und würde sie unbedingt für einen Städtetrip empfehlen!

Chernobyl, Ukraine

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Das unübertroffene Highlight unseres Aufenthalts in Kiew ist jedoch der Tagestrip in die Sperrzone von Chernobyl. Nur 135 Kilometer nördlich der Hauptstadt, an der heutigen Grenze zu Weißrussland, liegt der Ort, dessen Name seit dem Reaktorunglück 1986 traurige Berühmtheit erlangte. „Ist das nicht gefährlich?“ wird der ein oder andere von euch nun zurecht fragen. Eine Antwort darauf, zusammen mit vielen weiteren Tipps zu diesem Ausflug, sowie unglaublich eindrucksvollen Fotos, bekommt ihr in meinem Beitrag 24 Stunden in der Sperrzone von Chernobyl.

Tunnel of Love, Ukraine

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Nach etwa 5500 Kilometern und 4 Wochen fahren wir von Kiew aus zum ersten Mal wieder Richtung Westen. Ziel ist das kleine Örtchen Klewan mitten im ukrainischen Nirgendwo. Bekannt ist dort jedoch eine 5 Kilometer lange Eisenbahnstrecke, um die herum Bäume ziemlich spektakulär einen Tunnel gebildet haben, den sogenannten Tunnel of Love, der vor allem bei Liebespaaren ein beliebter Ort für Spaziergänge und Heiratsanträge ist.

Tipp: Am späten Nachmittag im Sommer wurde unser romantischer Spaziergang von ganzen Mückenschwärmen jäh beendet. Unbedingt Mückenspray mitnehmen!

Lemberg, Ukraine

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Lviv, zu deutsch Lemberg, ist unsere letzte Station in der Ukraine. Die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Altstadt wird seit einiger Zeit als das noch ursprüngliche, zweite Prag gehypt. Uns gefällt es hier sehr, und wir schlendern vorbei an der Oper zum wunderschönen Marktplatz mit seinen zahlreichen bunt getünchten Häusern, die architektonisch wie eine Mischung aus osteuropäischer Tradition und K&K-Baustil wirken. Die Stadt hat eine bewegte Geschichte, gehörte sie doch mal zu Russland, darauf zu Litauen, dann zu Polen und sogar während der K&K-Monarchie einmal zu Österreich, daher der deutsche Name. Erst während des 2. Weltkriegs wurde Lemberg in die ukrainische Sowjetrepublik eingegliedert und ist seit 1991 Teil der unabhängigen Ukraine. Noch finden in die Stadt mit ihrem leicht morbiden Charme und ihrer einmalig erhaltenen Architektur nur wenige Reisende – ein echter Geheimtipp!

Tipp: Lviv´s Chocolate Factory, eine Schokoladenmanufaktur mit angrenzendem Café und Laden – köstlich für eine Pause am Nachmittag!

Auschwitz, Polen

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Nach 6500 Kilometern fahren wir am 22. August nach Polen, in das letzte und damit 13. Land unseres großen Osteuropa-Roadtrips. Da ich noch nie ein Konzentrationslager besucht habe, beschließen wir auf dem Weg in die Stadt Katowice, das in der Nähe gelegene KZ Auschwitz-Birkenau anzusehen. Leider sind wir in den Sommerferien natürlich nicht die einzigen, die auf diese Idee kommen, und der Parkplatz vor dem Stammlager Auschwitz quillt bei unserer Ankunft am Nachmittag über vor Bussen und Reisegruppen. Außerdem wird für uns sofort eine saftige Parkgebühr von 8€ fällig…huiuiui! Danach besorge ich uns zwei Eintrittstickets, die man ohne das Buchen einer Führung tatsächlich kostenlos erhält, erfahre dabei aber, dass auf diesen Tickets wegen des großen Andrangs eine bestimmte Einlasszeit steht. Unsere ist erst in zwei Stunden. Na toll, was sollen wir nun so lange machen in diesem Gedränge?! Zum Glück gibt uns eine Mitarbeiterin den Tipp, zunächst den Pendelbus zum 2,5 Kilometer entfernten Birkenau zu nehmen, uns dort umzuschauen, und dann zurück zu kommen. Und das machen wir auch.

Hinter dem uns von Bildern bekannten Torgebäude, auf das Eisenbahnschienen zulaufen, liegt die riesige Anlage des eigentlichen Vernichtungslagers Birkenau. Betroffen laufen wir vorbei an zahlreichen Lagerblöcken, Holzbaracken sowie den damaligen Gaskammern, die heute allerdings nur noch als eingestürzte Ruinen zu sehen sind. Unsere Stimmung ist schwermütig. Diese schreckliche Anlage live zu sehen und sich vorzustellen, was Menschen hier erleiden mussten, macht uns wirklich zu schaffen.

Demütig fahren wir zurück nach Auschwitz, zu dem Teil des KZ mit dem Eingangstor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“. Bevor wir das allerdings zu sehen bekommen, heißt es trotz Einlasszeit erst einmal „Schlange stehen“. Als wir endlich an der Reihe sind, will die Einlass-Dame mich mit meiner eher kleinen Handtasche nicht rein lassen. Ich solle sie an einem Häuschen gegenüber abgeben. Ich bin etwas irritiert, da die Gruppe vor mir samt Rucksäcken durchgehen durfte. Sie darauf anzusprechen bringt aber nichts, sie lässt sich auf keine Diskussion ein, und ich gehe etwas genervt rüber – ich weiß zwar nicht, wo ich nun Handy, Portmonee und Kamera unterbringen soll – aber gut. Wieder muss ich warten, und dann möchte der Herr plötzlich auch noch 5€ von mir, dafür dass ich meine Handtasche abgeben „darf“. Okay, jetzt reicht mit das Heckmeck! Ich möchte mir schließlich einfach nur in Ruhe einen Teil unserer furchtbaren deutschen Geschichte antun. Wieso wird einem das so schwer gemacht? Selbstverständlich darf auch Daniel mit seinem Fotorucksack nicht rein, und wir beschließen, hier den Rückzug anzutreten. Ich bin wirklich enttäuscht und frage mich auf der Fahrt nach Katowice, ob ich mich besser auf den Besuch hätte vorbereiten können…? Leider überkommt uns beide das Gefühl, dass die Betreiber des „Museums“ mit den horrenden Parkplatzgebühren und Gebühren für Toiletten und Taschenabgabe sowie unverschämten Preisen im Café die fehlenden Eintrittskosten reinholen. Das finde ich ziemlich misslungen an einem solchen Ort, der für jeden frei zugänglich sein sollte!

Tipp: Informiert euch vorab auf folgender Besucherseite über Tickets, Führungen und Preise.

Katowice, Polen

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Die letzten beiden Nächte bevor es wieder zurück nach Deutschland geht verbringen wir in der Oberschlesischen Industriestadt Katowice. Wir haben uns bewusst gegen das viel berühmtere Krakau entschieden, da wir es ja bekanntermaßen lieben, „off the beaten path“ zu reisen – diesem Motto bleiben wir bis zum Ende unserer Reise treu und wir werden nicht enttäuscht:

Auf einem schönen Spaziergang drehen wir eine Runde vorbei an zahlreichen interessanten Orten der Stadt, wie dem Schlesischen Theater, dem zentralen Platz Rynek und dem brutalistischen Wohnblock Superjednostka. Ebenfalls architektonisch spannend, der Spodek, eine Sport- und Veranstaltungshalle und die neue Konzerthalle des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks. Durch einen weitläufigen, modern angelegten Park laufen wir weiter zum Neubau des Schlesischen Museums auf der ehemaligen Zeche Katowice, ein ganz fantastisches Gelände, das im Sommer 2017 jedoch noch nicht ganz fertig gestellt ist. Über eine Brücke gelangen wir auf das Gelände der Schlesischen Universität und spazieren dann weiter zur Marienkirche. Den Abschluss des Nachmittags bildet ein ausführliches Shopping in der nagelneuen Galeria Katowicka direkt am Hauptbahnhof. Wir sind wirklich begeistert von Marken-Auswahl und Preisen und schlagen richtig zu 😉 Inzwischen habe ich zu diesen Orten auch einen ausführlichen City-Guide Kattowitz verfasst.

Nach 35 Tagen und 7000 Kilometern ist der letzte Abend unserer Reise angebrochen. Das wollen wir noch einmal ausgiebig genießen und essen sagenhaft lecker im Restaurant Tatiana, bevor wir am nächsten Morgen ausgeschlafen und glücklich die letzten 990 Kilometer zurück nach Hause, nach Wuppertal zurück legen.

Fakten:

Reisedatum? 21. Juli – 26. August 2017

Route? Schaffhausen (CH) – Vaduz (FL) – Soave (I) – Insel Krk (HR) – Zagreb (HR) – Sarajevo (BiH) – Niš(SRB) – Pristina (RKS) – Valbona (AL) – Tirana (AL) – Gjirokastra (AL) – Thessaloniki (GR) – Rila Kloster (BG) – Mount Buzludha (BG) – Mamaia (RO) – Chisinau (MD) – Odessa (UA) – Kiew (UA) – Chernobyl (UA) – Klewan (UA) – Lemberg (UA) – Katowice (PL)

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Unterkünfte? Fast alle Quartiere habe ich über das Portal booking.com gebucht. Nur Valbona und Rila lief über persönlichen Kontakt vor Ort.

Maut-Gebühren? Vor allem die Kosten für Maut auf den Autobahnen in den verschiedenen Ländern darf man nicht unterschätzen. Hier mal ein kleiner Überblick: Schweiz (35€), Italien (30€), Slowenien (15€), Kroatien (30€), Bosnien (3€), Serbien (1,50€), Griechenland (10€), Bulgarien (8€), Rumänien (6€), Moldawien (3€).

Gesamtkosten? Insgesamt haben wir für die komplette Reise inkl. Sprit, Maut, Unterkünften, Verpflegung und Eintrittsgebühren ca. 2500€ p.P. ausgegeben. Das ist die Hälfte von dem, was wir für die gleiche Reisezeit 2015 in den USA ausgegeben haben!

Fazit:

Ost-Europa eignet sich mit seinen unzähligen sehenswerten Orten ebenfalls hervorragend für einen Roadtrip. Doch nicht alles ist leichte oder schöne Kost, und das Reisen ist insgesamt etwas strapaziöser als in den USA. Oft sind die Straßen eng, staubig, überfüllt und in einem schlechten Zustand – da muss man schon ein einigermaßen geübter und gelassener Fahrer sein. Total unterschätzt habe ich die Zeit, die man mit Grenzübergängen verbringt. Im Zuge der Flüchtlingskrise sind viele Grenzen wieder dicht und werden strenger kontrolliert, das braucht Zeit. Daher würde ich im Nachhinein sagen: Weniger ist mehr! Wir haben uns schon arg viel vorgenommen für 5 Wochen. Beim nächsten Europa-Roadtrip würde ich mir wieder eine etwas kleinere Region aussuchen und sie intensiver erkunden.

Bist du auch so ein Roadtrip-Fan wie ich? Welche Strecken in Europa hast du bereits zurück gelegt?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar! Deine Julia

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