Wer MeinWeltbuch regelmäßig verfolgt weiß, dass wir auf Reisen gerne nach verlassenen Orten, sogenannten „Lost Places“, Ausschau halten. In ganz Australien gibt es viele davon, wie verlassene Bergbaustädtchen, Minenstädte, Farmen u.v.m. Dass wir aber ausgerechnet im idyllischen Küstenstädtchen Carnarvon, 900 Kilometer nördlich von Perth, gleich zwei solcher Orte entdecken, überrascht uns.

Die Carnarvon Space Tracking Station

Bereits vor der Einfahrt in den nur 4550 Einwohner zählenden Ort fällt uns die riesige Satellitenbeobachtungsstation „The Big Dish“ ins Auge. Die Satellitenschüssel wurde 1964 erbaut und spielte eine wichtige Rolle im Apollo-Programm der NASA. Seit 1974 ist das Gelände offiziell geschlossen, kann aber anscheinend von jedermann besichtigt werden. Wir sind an diesem Vormittag allerdings weit und breit die einzigen, die mit dem Auto unterhalb der Schüssel vorfahren.

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Die Satellitenschüssel „The Big Dish“ am Rande von Carnarvon.

Wir wundern uns: „Dürfen wir hier sein?“ Aber wie immer bei solchen Aktionen überwiegt die Neugier und wir denken, dass es uns schon jemand sagen wird, falls dies nicht erlaubt ist. Daher steigen wir aus dem Auto aus, umrunden und fotografieren die Satellitenschüssel, die gerade toll im Sonnenlicht liegt, von allen Seiten und schauen uns auch ein bisschen auf dem restlichen Gelände um – es scheint hier sogar eine kleines Museum zu geben.

Eine Treppe führt auf eine Plattform der Schüssel, und von hier hat man einen grandiosen Blick über die gesamte Gascoyne-Region, die v.a. für ihre riesigen Obst- und Gemüseplantagen bekannt ist – ca. 80% der in Westaustralien verzehrten Bananen stammen von hier – bis zum Indischen Ozean.

Die Umgebung des One Mile Jetty

Nachdem wir im Hotel eingecheckt haben und ein heftiges Gewitter über uns weggezogen ist, machen wir uns auf zum zweiten Ziel in Carnarvon, dem 1897 erbauten One Mile Jetty. Ich erwarte einen hübschen alten Holzsteg, der ins Meer führt, mit angrenzendem Café und einigen Touristen. Stattdessen ist der Ort auf der Carnarvon vorgelagerten Insel Babbage Island verlassen, und das Jetty, wohl wegen Einsturzgefahr, dauerhaft geschlossen.

Die Umgebung gleicht einem Fahrzeug-Friedhof, überall rotten und rosten alte Automobile und ihre Reste, aber auch Boote, Waggons, Schienen, ein alter Wassertank, ausrangiertes Arbeitsgerät und andere Gegenstände ihrer völligen Auflösung entgegen.

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Schrott am One Mile Jetty. Fotos: Daniel Häker

Was andere Leute nun vielleicht enttäuscht hätte, fasziniert uns total. Bis zum Sonnenuntergang springen wir wie neugierige Kinder von Gegenstand zu Gegenstand und dokumentieren die ganze Szenerie.

Dabei machen wir auf dieser Reise die erste Begegnung mit dem extrem haftenden, roten, australischen Matsch – die silbernen Nike-Sneaker sind jedenfalls hin 😀

Am Ende des Tages hat die Sonne den Kampf gegen zahlreiche Wolken gewonnen und hüllt die Landschaft und den nun wie eingebettet wirkenden Großtechnik-Abfall in warmes, weiches Licht, und wir werden mit einem spektakulären Sonnenuntergang belohnt. Alleine dafür lohnt sich der Ausflug hierhin!

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Sonnenuntergang am One Mile Jetty in Carnarvon.

Wissenswertes:

Reisezeitraum? 25.-26. Juli 2018

Unterkunft? Best Western Hospitality Inn Carnarvon – gutes Motel mit Frühstück.

Restaurant-Tipp? Restaurant im Carnarvon Hotel – angeblich das einzig brauchbare Restaurant weit und breit.

Weitere Lost Places in Australien? Die Swiss Nomads schreiben auf ihrem Blog über die Geisterstadt Gwalia.

Kennst du weitere spannende Lost Places in Australien?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar! Deine Julia

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