Bali, die Insel der Götter – Sehnsuchtsziel und/oder Hölle des Massentourismus?! Ehrlich gesagt habe ich mich das vor unserer Reise immer wieder gefragt. Und so standen wir einem Aufenthalt auf der so beliebten indonesischen Ferieninsel, die inzwischen jährlich von über 4 Millionen Touristen besucht wird, auch ziemlich skeptisch gegenüber. Denn wer meinen Blog kennt weiß, dass wir solche Reiseziele normalerweise meiden.
Da wir aber von Australien über Osttimor kommend einen günstigen Rückflug nach Deutschland brauchten, bot sich Bali für die letzten Tage unserer Sommer-Reise 2018 einfach an.

„So schlimm kann es nicht werden“, dachte ich mir. Doch auch viele Artikel und Blogbeiträge, die ich vor der Reise als Recherche zu vermeintlich interessanten Orten auf der Insel las, zeichneten entweder kein gutes Bild – Massentourismus, Müllproblem, Tierquälerei – oder wiesen mir die immer selben Tempel, Reisterrassen, Wasserfälle und Wanderungen als große „Geheimtipps“ aus, sodass ich mich langsam mit dem Gedanken anfreundete, für das Entdecken eines authentischen Balis einfach 20 Jahre zu spät unterwegs zu sein.
Wie ein Geschenk des Himmels kam mir daher ein Beitrag in der Facebook-Gruppe „Bali-Indonesien-Reisen individuell“ vor, der mich einige Tage, bevor wir von Osttimor weiter nach Bali flogen, erreichte, in dem ein einheimischer Guide empfohlen wurde, der Touren zu unbekannten, wenig besuchten Orten und mit viel Kontakt zu Einheimischen anbietet. Sofort meldete ich mich bei Yanie, dem empfohlenen Guide, und verabredete mit ihm zwei Tage, an denen er uns von unserem Quartier in Ubud aus mit seinem Wagen über die Insel fahren würde.

Und tatsächlich, wir waren nicht zu spät! Mit dem Verlassen Ubuds öffnete sich uns in vielen kleinen Dörfern, einem versteckten, unbekannten Hindu-Tempel, auf einem Markt auf dem Land, bei unbekannten, zauberhaften Reisterrassen, zahlreichen Lost Places und Freunden von Yanie das lebendige, echte Bali fernab des Massentourismus.

Sieben dieser ganz besonderen Orte und Erlebnisse habe ich ausgewählt, um sie euch in diesem Beitrag vorzustellen:
1. Dschungel & Reisterrassen im Dorf Sebali
Wiederholt las ich den Insider-Ubud-Tipp „Campuhan Ridge Walk“ als zauberhaften Spazierweg durch die Reisfelder des ländlichen Ubuds. Ja, kann man machen, wenn man Lust darauf hat, mit hunderten anderer, schwitzender Touris, die Bikini und Badehose für Wanderkleidung halten, im Gleichschritt entlang mehr oder weniger schöner Reisfelder zu laufen. Oder aber ihr fahrt ins 6 Kilometer von Ubud entfernte Dorf Sebali. Hier habt ihr einen etwa einstündigen Dschungel-Trek, sowie wunderschön angelegte Reisterrassen ganz für euch.
Gemeinsam mit Yanie laufen wir am Morgen unseres ersten Ausflugstages bereits nach wenigen Minuten tief im grünen Urwald Balis, entlang eines kleinen Flusses, über rote Felsen, vorbei an Farnen und riesigen Bambuspflanzen und über Bambus-Brücken, bis wir schließlich über einen leichten Anstieg nach etwa einer Stunde bei den Reisterrassen von Sebali auskommen. Hier bekommen wir einen Einblick in das wirkliche ländliche Leben und die harte Arbeit der Dorfbewohner.
Wir beobachten Bauern beim Pflügen der Terrassen, beim gebückten Zupfen der Reispflanzen, halten hier und da einen Plausch mit ihnen und werden immer wieder zum fotografieren aufgefordert. Zum Abschluss trinken wir Kaffee und Kokosnuss-Saft im Garten von Yanies Freund Made Mariasta, einem Künstler, und lassen von seinem Grundstück aus den Blick über diese unglaubliche Landschaft schweifen – authentischeres Bali geht nicht!

2. Der Markt von Baturiti
Danach fahren wir weiter ins 40 Kilometer entfernte Baturiti. Yanie möchte uns einen echten, einheimischen Markt zeigen. Schon bei der Ankunft, als ich das zum Teil eingestürzte Marktgebäude erblicke, ist mir klar, dass wir hier wohl tatsächlich keinen anderen Touristen begegnen werden. Wir bahnen uns einen Weg durch die zahlreichen Marktstände. Gemüse, Obst, Backwaren, rohes sowie zubereitetes Fleisch und lebendige Tiere – hier gibt es alles zu kaufen. An einem Stand mit frittierten Teigtaschen lassen wir uns nieder und probieren uns durch das herzhafte wie süße Angebot, ein hervorragender Snack zwischendurch.

3. Das Hotel „Pondok Indah Bedugul“
Doch unser eigentliches Ziel am heutigen Tage ist eines für Freunde von verlassenen Orten, sogenannten „Lost Places“: Das Hotel Pondok Indah Bedugul, auch bekannt als Ghost Palace Hotel. Direkt an der Hauptstraße zum bekannten Beratan See, etwa 45 Kilometer nördlich von Ubud, liegt dieses riesige Luxushotel seit Beginn der 90er Jahre verlassen in den Bergen des balinesischen Hochlands. Viele Legenden ranken sich um das Gebäude, welches tatsächlich nie eröffnet wurde, vermutlich weil der Investor wegen Korruption inhaftiert wurde.

Für uns ist es wie ein großer Abenteuerspielplatz zum Fotografieren. Pflanzen erobern eingerichtete, riesige Suiten und Zimmer, es gibt dunkle, modrige Bäder, Keller und Flure zu entdecken, ein Himmelstor, und man hat eine fantastische Aussicht von den verschiedenen Terrassen des riesigen Gebäudes auf die umliegenden grünen Hänge. Mindestens drei Stunden verbringen wir fast komplett alleine in der bizarren Szenerie, ganz schön gruselig! Einen ausführlichen Beitrag mit vielen weiteren Fotos unserer Entdeckungstour gibt es hier.
Tipp: Das Hotel ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, die Zufahrt von der Straße wird von Security bewacht. Gegen eine Zahlung von 10.000 Rupien (ca. 60 Cent) pro Person lassen sie euch jedoch durch.
4. Begegnungen in einem Hindu-Tempel in Peken
Am zweiten Ausflugstag fährt uns Yanie zunächst zu einem Hindu-Tempel im etwa 20 Kilometer von Ubud entfernten Dorf Peken, in dem die Gläubigen gerade das Eid al-Adha, ein balinesisches Opferfest, vorbereiten. Als Zaungäste dürfen Daniel und ich, beide in einen Sarong gehüllt, ihnen beim Bambus Flechten und Backen über die Schulter schauen. Frauen, Kinder und Männer, alle werden zur Vorbereitung eingespannt, die tiefe Spiritualität hat auf Bali eine große Bedeutung.
Begeistert werden wir begrüßt und gefragt, wo wir herkommen und wie uns Bali gefällt. Die Frauen wollen Fotos mit mir machen, wir dürfen die Köstlichkeiten probieren und wieder haben wir einen unverstellten Einblick in das echte Leben der balinesischen Bevölkerung.
5. Lasten werden auf dem Kopf getragen
Danach geht es weiter zu einem der verwunschensten Orte, die ich jemals gesehen habe: Ein kurzer Spaziergang führt uns von der Straße durch dichten Dschungel, über eine Bambus-Brücke und eine bemooste Steintreppe hinunter zu einem versteckten Natursteinbruch. Lianen hängen von den Bäumen, Wasser plätschert in der Ferne, es ist wie im Paradies.
Und plötzlich taucht aus dem Nichts eine ältere, kleine Frau auf, die Steine aus dem Steinbruch auf ihrem Kopf nach oben zur Straße transportiert. Mit bedachten, langsamen Schritten läuft sie die rutschige Treppe auf ihren nackten Füßen immer wieder mit einer weiteren schweren Ladung hinauf. Dabei lächelt sie uns zu, erscheint wie in Trance. Es ist absolut faszinierend, zu beobachten, mit welcher Leichtigkeit und Grazie die Frau eine solche Last auf dem Kopf balanciert! Für uns eine weitere Lektion in Alltagsleben auf Bali.

6. Die Hot Springs von Belulang
Bali ist auch für seine heiligen heißen Quellen bekannt. Über die ganze Insel verteilt gibt es diese Hot Springs, natürliche Quellen, deren schwefelhaltiges Wasser wohltuende Wirkung bei Verspannungen, rheumatischen Beschwerden, Schmerzen in Gelenken oder Hautkrankheiten haben soll. Die bekannten Quellen in Banjar oder Batur sind jedoch meistens ziemlich überlaufen. Daher möchte Yanie uns eine kleine, etwas abgelegene Quelle zeigen, die nur wenige Einheimische nutzen, die Hot Springs von Belulang, etwa 35 Kilometer nordwestlich von Ubud.

Das Becken mit dem milchigen Wasser ist zwar relativ klein, aber dafür komplett menschenleer, mitten am Tag. Aus mehreren kleinen Rohren fließt frisches Quellwasser nach. Da wir jedoch keine Badekleidung dabei haben, verzichten wir auf das Bad. Stattdessen wollen wir beim am Parkplatz gelegenen Kiosk in einer kleinen Holzhütte eine Kleinigkeit zu Mittag essen. Für umgerechnet 3€ bekommen wir Kaffee, kalte Getränke, Hühnersuppe und gebratene Nudeln für drei Personen, unglaublich! Alles wird vor Ort frisch zubereitet, vermutlich hätten wir uns sogar das Huhn aussuchen können! Die Besitzerin drückt mir während sie kocht ihre kleine Tochter in den Arm, und schon sind wir wieder in das Leben der Einheimischen integriert. Während ich das kleine Mädchen unterhalte, schwingt Daniel begeistert die Kamera.

7. „Legong Tanz“ im Pura-Dalem-Tempel Ubud
Zugegeben, diesen Tipp findet man vielleicht doch in einem Bali-Reiseführer, denn für viele gehört der Besuch einer traditionellen Tanzveranstaltung in Balis kulturellem Zentrum einfach dazu. Doch was ich nirgendwo gelesen hatte: Nur in den Tempeln werden die Tänze meistens original aufgeführt und nicht als Show für die Touristen aufbereitet. Daher rät Yanie uns, den Legong-Tanz, den wir unbedingt sehen möchten, in einem der zahlreichen Tempel von Ubud anzuschauen.

Im Pura-Dalem-Tempel wird dieser Tanz immer dienstags abends ab 19.30 Uhr aufgeführt. Während der etwa einstündigen Veranstaltung, bei der tatsächlich sogar ein ganzes Gamelan Orchester live spielt, genießen wir in wunderbar authentischer Atmosphäre eine ganz bestimmte Abfolge sechs verschiedener traditioneller Tänze. Der Legong ist dabei Tanz Nr. 3. Immer wechseln sich weibliche und männliche Tänzer in aufwändigen, bunten Kostümen ab, und jeder Tanz erzählt eine eigene Geschichte. Ein sehr lohnender Abschieds-Abend unserer Tage auf Bali.
Tipp: Der Eintritt kostet 75.000 Rupien (ca. 4,50€) pro Person. Wenn ihr einen Platz in der ersten Reihe bekommen wollt, solltet ihr etwa eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung vor Ort sein.
Fazit:
Ich muss zugeben, dass mich dieses so erlebte Bali wirklich verzaubert hat! Es gibt sie also noch, die Orte auf der Insel, an denen man erahnen kann, wie ein Besuch vor 30 oder 40 Jahren, vor dem großen Hype, gewesen sein muss. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ganz herzlich bei Yanie bedanken: Die Tage mit dir waren großartig!
Dennoch kann man die Augen nicht davor verschließen, wie es an vielen Orten der Insel heute tatsächlich aussieht: Das völlig überlaufene Ubud, durch dessen Hauptstraße sich täglich tausende fehlgekleidete, konsumierende Westler drängen, die ach so hippen Cafés und Restaurants, die von Fahrzeugen und Rollern verstopften Straßen, der Müll an den Stränden, überall die gleichen, eintönigen Tour-Angebote zu Orten, die von Instagram berühmt gemacht wurden (Stichwort „Schaukel“)…das ist einfach traurig! Daher würde ich wohl nach wie vor Bali nicht als ausschließliches Reise-Ziel ansteuern, denn auch wenn man dem Rummel ausweichen kann, ist er ja dennoch vorhanden und schadet der Insel. Aber letztendlich muss das natürlich jeder für sich selber entscheiden.
Wissenswertes:
→ Reisezeitraum? 17.-22. August 2018
→ Anreise? Fast alle großen asiatischen Airlines fliegen den Flughafen Denpasar auf Bali an. Die Reisezeit beträgt von Deutschland aus ca. 17 Stunden und enthält meistens 1x Umsteigen.
→ Quartier Ubud? Ich empfehle unser kleines Paradies „The Runik Ubud“ zu 100%!
→ Wieviel Zeit einplanen? Für Ubud und Umgebung haben die 5 Tage völlig ausgereicht. Wer die gesamte Insel erkunden möchte, kann sicher gut 2-3 Wochen einplanen. Vor allem der Norden und Westen sind noch nicht so touristisch und lohnen sich sicher zu besuchen.
Wie siehst du das? Bali-Reise ja oder nein und weshalb?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar! Deine Julia
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22. Januar 2019 at 10:35
Hallo, kannst du mir bitte den Kontakt zu Yanie geben? Sind im März auf Bali
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23. Januar 2019 at 13:34
Du findest ihn auf Facebook unter dem Namen Yanie Wayan 🙂
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