Nach 4 Jahren und vielen wunderschönen Touren in Europa stand in diesem Sommer 2023 endlich einmal wieder eine Fernreise für uns an. Wir haben uns den großen Traum einer Reise in den hohen Norden Nord-Amerikas erfüllt, nach Alaska und Yukon. Knapp 4 Wochen verbringen wir dort gemeinsam mit meinen Eltern und erkunden mit einem Mietwagen die unendliche Weite und endlosen Highways dieser wilden Region unserer Erde.
Schon während der Planung stand fest, dass wir eine der beiden nördlichsten Straßen des Amerikanischen Kontinents, den Dalton Highway in Alaska (USA) oder den Dempster Highway in Yukon bzw. den Northwest Territories (Kanada) bis ans Nordmeer fahren wollen. Nach einiger Recherche fiel die Wahl auf den Dempster Highway in Kanada, da hier deutlich weniger Trucks unterwegs sind und man die Landschaft und das Wildlife rechts und links des Highways dadurch besser genießen kann. Außerdem ist es auf dem Dempster Highway durch eine Verlängerung der Strecke bis in das Inuit-Dorf Tuktuyaktuk seit 2017 tatsächlich möglich, direkt bis ans Polarmeer zu fahren. Insgesamt 6 Tage Zeit nehmen wir uns für das Offroad-Abenteuer Dempster Highway, und in diesem Beitrag bekommst du nun alle wichtigen Reisetipps zu Entfernungen, Straßenverhältnissen, Nationalparks, Stellplätzen und Unterkünften sowie ganz besonderen Orten entlang dieser spektakulären Strecke. Bitte einsteigen und anschnallen!
Vorräte auffüllen in der Goldgräberstadt Dawson City
Praktisch alle Reisende, die den Dempster Highway fahren wollen, beginnen und beenden ihre Tour in Dawson City. Die Kleinstadt am Ufer des Yukon wurde zu Zeiten des Klondike-Goldrausches gegründet und kommt heute mit ihren historischen bunten Holzhäusern aus der Goldgräber-Zeit ein bisschen wie eine Filmkulisse daher. Nur etwa 1400 Einwohner leben dauerhaft in der Stadt, die mit einem Supermarkt, einigen Hotels und einem Spielcasino weit und breit der einzige Versorgungsposten in der Umgebung ist. Auch wir verbringen die Nacht vor unserem Abenteuer Dempster Highway hier, schlendern gemütlich durch die sandigen Gassen, genießen die besondere Atmosphäre und fotografieren. Wir füllen unsere Vorräte auf und kehren zu einem sehr guten Abendessen in die „The Drunken Goat Taverna“ ein.






Quartier: The Downtown Hotel (1 Nacht).
1. Etappe Dempster Highway: Von Dawson City nach Eagle Plains (410 Kilometer)
Der Dempster Highway beginnt etwa 40 Kilometer östlich von Dawson City. Hier verlassen wir die asphaltierte Straße und biegen links ein auf eine sogenannte Gravel Road, eine unbefestigte Schotterstraße, die uns die kommenden Tage über 900 Kilometer bis ans Polarmeer begleiten wird. Die erste Etappe bis Eagle Plains ist durchweg in einem sehr guten Zustand mit einigen Schlaglöchern, aber keinen wirklich anspruchsvoll zu fahrenden Passagen. Meistens ist es gut möglich, die erlaubten 90 km/h zu fahren, und so kommen wir relativ schnell voran. Zwei- oder dreimal passieren wir Baustellen. Vor allem in den Sommer-Monaten wird der Highway ausgebessert und neuer Schotter verteilt.


Die Landschaft verändert sich gefühlt alle 50 Kilometer von den traumhaft grünen, schneebedeckten Gipfeln des Tombstone Territorial Parks über graue, schroffe Berge, bis hin zu weiter borealer Nadelwald-Ebene. Auf dieser Etappe folgt der Dempster Highway auf einer langen Strecke dem Verlauf des Ogilvie River, und es ergeben sich immer wieder wunderschöne Aussichten wie die vom Ogilvie Ridge Viewpoint.


Am Nachmittag gegen 16 Uhr erreichen wir nach 410 Kilometern Fahrt Eagle Plains. Hier gibt es einen staubigen Parkplatz mit einem Hotel samt einfachem Restaurant, einem angeschlossenen Campingplatz, einer Tankstelle und Internet-Empfang über Satellit. Praktisch jeder, der auf dem Dempster Highway unterwegs ist, von Truckern über Einheimische bis hin zu Reisenden wie uns, macht hier Rast. Es ist ein buntes Zusammentreffen von Leuten aus aller Welt, man trinkt und isst etwas und unterhält sich über die Straßenverhältnisse oder die platten Reifen, die man schon erlebt hat. Wir erkunden nach dem Abendessen ein bisschen die staubige Umgebung, auch um uns nach dem langen Fahrtag etwas zu bewegen, und fotografieren begeistert.




Quartier: Eagle Plains Hotel (1 Nacht).
2. Etappe Dempster Highway: Von Eagle Plains über den Polarkreis bis nach Inuvik (365 Kilometer)
Unser zweiter Tag auf dem Dempster Highway beginnt mit der Überquerung des Polarkreises 35 Kilometer hinter Eagle Plains. Wie wir das auch schon aus Norwegen und Schweden kennen, gibt es auch hier in Kanada ein Arctic Circle Sign, welches natürlich fotografisch festgehalten werden muss.

Danach führt die Piste weiter durch karge Berglandschaft, Wälder haben wir inzwischen komplett hinter uns gelassen. Links und rechts der Straße wachsen nur noch ein paar Gräser. Neben einem Zeitzonenwechsel nach der Überquerung der Grenze in die Northwest Territories stehen heute außerdem zwei kurze Fährfahrten über den Peel und den Mackenzie River an. Der Fährbetrieb ist in den Sommer-Monaten kostenlos und der Andrang hält sich in Grenzen. Wie schon gestern treffen wir nur einige wenige andere Fahrzeuge, am häufigsten verschiedene Motorrad-Fahrer, die in kleinen Gruppen unterwegs sind.


Wir legen einen kurzen Stopp in der Inuit-Ortschaft Fort Mc Pherson ein. Es ist jedoch so unangenehm heiß und es schwirren dermaßen viele Insekten um uns herum, dass wir keine richtige Freude am Entdecken des Ortes haben und sehr bald weiterfahren. Gegen 17 Uhr erreichen wir Inuvik, den ursprünglichen Ziel- und Endpunkt des Dempster Highways. Wir machen trotz der Hitze von 32°C einen kleinen Spaziergang durch den 3200-Einwohner-Ort, essen sehr lecker im „Alestine´s“ und werfen einen Blick auf die Igloo Church sowie das Western Arctic Visitor Center.


Viel mehr hat Inuvik jedoch nicht zu bieten. Entlang der Hauptstraße lungern eine Menge obdachlose, alkoholisierte Ureinwohner herum, deren trauriger Anblick uns sehr an Begegnungen mit Aborigines in Broome und Katherine in West-Australien erinnert.
Quartier: Inuvik Capitel Suites (2 Nächte).
3. Etappe Dempster Highway: Von Inuvik zum Arctic Ocean nach Tuktuyaktuk und zurück (300 Kilometer)
Wie bereits erwähnt endete der Dempster Highway ursprünglich in Inuvik. Von hier führte nur im Winter eine Ice Road, die jedes Jahr im Dezember mit großem Aufwand auf dem zugefrorenen Mackenzie River angelegt wurde, ans Nordpolarmeer in die nördlichste Gemeinde Kanadas, ins Inuit-Dorf Tuktuyaktuk. Für die Inuit wurde der Fluss dann zu einer wichtigen Verkehrsverbindung, weil nur so größere Warentransporte ohne die Hilfe von Flugzeugen durchgeführt werden konnten. Um die Ortschaft ganzjährig besser anzubinden und auch den Tourismus in der Region anzukurbeln, wurde 2014 mit dem Bau der Verlängerung des Dempster Highways begonnen, die am 15. November 2017 offiziell eröffnet wurde. Der Northwest Territories Highway 10 ersetzt seither die endgültig geschlossene Tuktuyaktuk Winter Road.
Dieser Schotterstraße folgen wir am dritten Tag unseres Offroad-Abenteuers ab Inuvik. Der Highway ist größtenteils umgeben von Wasser, von vielen größeren und kleineren Seen, die alle irgendwie miteinander verbunden sind. Kurz vor Tuktuyaktuk erheben sich kleinere, kreisrunde Hügel aus dem Permafrostboden, sogenannte Pingos. Diese bis zu 60 Metern hohen Erdhügel sind charakteristisch für die Gegend. Ihr Inneres besteht aus einem festen Eiskern, der von einer Erdschicht umgeben ist, die wiederum mit Vegetation bedeckt ist.


Gegen Mittag erreichen wir dann die Inuit-Siedlung Tuktuyaktuk und begeben uns erst einmal ans Meer zum Arctic Ocean Sign. Wir sind stolz, da wir es ohne Probleme geschafft haben, die 900 Kilometer Gravel Road des Dempster Highways von Dawson City bis nach Tuktuyaktuk zu bezwingen. Der Wind peitscht uns ins Gesicht, hinter uns ziehen einige Belugas vorbei, was für eine großartige Szenerie. Ein richtiges „End of the World“-Feeling packt uns!


Im Anschluss drehen wir eine Spazierrunde durch den Ort, fotografieren und unterhalten uns auch mit einigen der 900 Einwohner, die größtenteils vom Fischfang leben, aber hoffen, dass immer mehr Touristen in ihr Dorf kommen. Gestört haben uns dabei nur die eine Millionen Mücken, die uns auf Schritt und Tritt verfolgt haben. (Unbedingt Mückenspray oder Mückennetze mitnehmen!) Gerne hätten wir ein bisschen Geld in Tuktuyaktuk gelassen, doch beide Restaurants im Ort hatten geschlossen. Daher kaufen wir uns einen kleinen Mittags-Snack im Supermarkt, bevor wir gegen 15 Uhr den Rückweg nach Inuvik antreten, wo wir eine weitere Nacht verbringen.




4. Etappe Dempster Highway: Von Inuvik zurück nach Eagle Plains (365 Kilometer)
Am vierten Tag unseres Offroad-Abenteuers auf dem Dempster Highway beginnen wir von Inuvik aus den Rückweg anzutreten. Obwohl wir genau die selbe Strecke zurück müssen, die wir hingefahren sind, wird es nicht langweilig, und wir haben viele neue Eindrücke. So beobachten wir an einem der zahlreichen Gewässer entlang der Strecke einen jungen Elch-Bullen beim Äsen und machen eine ausgiebige Pause in traumhafter Landschaft am Eagle River mit Blick auf die gleichnamige Brücke. Auch hat es in der Nacht geregnet, und die Gravel Road ist nicht mehr so staubig wie auf der Hinfahrt.





Wieder meistern wir den Abschnitt von Inuvik nach Eagle Plains ohne Probleme und erreichen das Roadhouse gegen 16 Uhr. Heute gibt es Abendessen in Buffet-Form, und wir unterhalten uns währenddessen eine ganze Weile mit einem deutschen Botaniker, der seit Tagen in Eagle Plains festsitzt, weil er auf einen Ersatzreifen wartet, der aus dem 900 Kilometer entfernten Whitehorse gebracht werden muss. Einmal mehr sind wir dankbar, dass unser Mietwagen bisher gut durchhält.
Quartier: Eagle Plains Hotel (1 Nacht).
5. Etappe Dempster Highway: Von Eagle Plains über den Tombstone Territorial Park zurück nach Dawson City (410 Kilometer)
Heute bricht der letzte Tag an, den wir auf und entlang des kanadischen Dempster Highways verbringen. Da wir in den vergangenen Tagen wirklich (zu) viel Auto gefahren sind, beschließen wir, vor unserer Rückkehr in die Zivilisation nach Dawson City noch eine Wanderung im Tombstone Territorial Park zu unternehmen. Der Naturpark liegt quasi auf der Strecke und hat verschiedene Hiking-Trails zu bieten. Wir entscheiden uns für den relativ einfachen, 7 Kilometer (Hin- und Rückweg) langen Goldensides Trail, der stetig bergauf auf den Goldensides Mountain führt. Die Ausblicke unterwegs auf die umliegende Landschaft und Berggipfel sind wirklich grandios, und wir genießen die körperliche Anstrengung nach der vielen Sitzerei im Auto.



Nach etwa 2 ½ Stunden sind wir zurück am Parkplatz und fahren den letzten Abschnitt unserer Tour nach Dawson City, wo unser Offroad-Abenteuer auf dem Dempster Highway nach 1850 Kilometern Gravel Road erfolgreich endet.
Quartier: The Downtown Hotel (1 Nacht).
Wissenswertes:
→ Reisezeitraum? 2.-7. Juli 2023
→ Route? Dawson City – Eagle Plains – Inuvik – Tuktuyaktuk – Inuvik – Eagle Plains – Tombstone Territorial Park – Dawson City
→ Mietwagen? Für diese Tour ist ein geländegängiges Allrad-Fahrzeug mit guten AT-Reifen unbedingt nötig! Wir haben unseren Ford Explorer über GoNorth Car & RV Rental ab/bis Anchorage gebucht. Erkundige dich vorher unbedingt, ob der Vermieter das Fahren auf Gravel Roads wie dem Dempster Highway erlaubt!
→ sonstige Ausrüstung? Du solltest immer genügend Vorräte wie Wasser, Lebensmittel und Treibstoff dabei haben. Einen Zusatz-Benzinkanister bekommt man günstig an jeder Tankstelle, und er ist je nach Größe des Tanks eventuell erforderlich. Außerdem sollte dein Fahrzeug unbedingt mindestens ein richtiges Ersatzrad haben, sowie Werkzeug, um dieses auch wechseln zu können. Bergungsmaterialien wie Schaufel, Abschleppseil, Sandbleche und/oder Seilwinde sind nach unserer Erfahrung nicht unbedingt nötig.
→ Quartiere? Die Quartiere entlang dem Dempster Highway sind absolut begrenzt. Sehr frühzeitiges Vorbuchen (mind. 6 Monate im Voraus der Reise) ist daher ratsam!
→ Internet/Handyempfang? Stelle dich darauf ein, dass du unterwegs auf dem Dempster Highway keinen Handyempfang hast. WLAN über Satellit gibt es nur in den Hotels in Eagle Plains und Inuvik.
→ Navigation? Ohne Internetempfang ist eine gute Offline-Navigation umso wichtiger. Wir greifen gerne auf die Apps CityMaps2go und maps.me zurück, wo du dir das Kartenmaterial vorab runterladen kannst. Selbst kleine, abgelegene Pisten sind im Kartenmaterial der beiden Apps markiert.
→ Mautgebühren? Auf dem Dempster Highway fallen keine Mautgebühren an.
→ Gesamtkosten? Die Woche auf dem Dempster Highway hat uns inklusive Mietwagen, Treibstoff, Unterkünften und Verpflegung etwa 1800€ p.P. gekostet.
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21. August 2023 at 20:28
So ein cooler Artikel, der hat mich gerade richtig in Erinnerungen schwelgen lassen! Wir waren 2018 in der Gegend unterwegs und Inuvik und Tuktoyaktuk habe ich so geliebt 🥰
Liebe Grüße
Anuschka
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21. August 2023 at 22:30
Das freut mich total, liebe Anuschka. Die Gegend ist aber auch wirklich ganz besonders. Wir haben es auch sehr geliebt!
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22. August 2023 at 8:24
Was für atemberaubend schöne Bilder! Yukon und der Dempster Highway stehen bei uns Kanada Fans auch auf der Wunschliste.
Danke für den tollen Bericht.
Liebe Grüße,
Sanne
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22. August 2023 at 20:50
Sehr gerne, liebe Sanne! Ich freue mich, dass dir der Bericht so gefällt 🙂 Dann hoffe ich, dass ihr euch diesen Reisewunsch bald erfüllen könnt!
Liebe Grüße, Julia
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