Mit 5,3 Millionen Hektar Land, neun Gipfeln über 4500 Metern und mehr als 100 riesigen Gletschern ist der Wrangell-St. Elias nicht nur der größte Nationalpark der USA, sondern auch einer der spektakulärsten des gesamten Kontinents. Für uns stand daher sehr schnell fest, dass wir den Nationalpark, der seinen Namen dem zweithöchsten Berg Nordamerikas, dem 5489 Meter hohen Mount St. Elias, verdankt, während unseres Roadtrips durch Alaska und Yukon im Sommer 2023 unbedingt besuchen wollen. Insgesamt drei Tage nehmen wir uns Zeit für ein Abenteuer in Alaskas Wildnis rund um das größte nichtpolare Eisfeld der Welt. In diesem Beitrag bekommst du nun alle wichtigen Reisetipps zur Anreise, zu Entfernungen, Straßenverhältnissen, Unterkünften, Aktivitäten sowie ganz besonderen Orten in diesem einzigartigen Nationalpark.

1. Die Anreise in den Wrangell-St. Elias Nationalpark

Die Größe und die geographischen Gegebenheiten machen bereits die Anreise in das Parkinnere des Wrangell-St. Elias Nationalparks zu einem echten ersten Highlight. Es gibt zwei Möglichkeiten, das kleine Örtchen Mc Carthy, Ausgangspunkt für alle weiteren Touren im Nationalpark, zu erreichen. Entweder buchst du eine Flugverbindung mit einem kleinen Buschflieger von Chitina, Gulkana, Glennallen, Anchorage oder Valdez aus, oder du fährst die 96 Kilometer lange Chitina-Mc Carthy Road, eine ruppige Schotterstraße, die einer ehemaligen Bahnlinie folgt. Beide Optionen bieten unterschiedliche Ausblicke auf die umliegende spektakuläre Landschaft des Chitina-Flusstals sowie den wegen der hier laichenden Lachse bekannten Copper River.

Da wir während der gesamten Reise schon sehr viel Auto gefahren sind, u.a. die 1800 Kilometer offroad auf dem Dempster Highway, haben wir uns an dieser Stelle tatsächlich für den Flug entschieden. Auch, weil wir so quasi die Anreise und einen Rundflug über die unendlichen Weiten des Nationalparks in einem kombiniert haben.

Tipp: Wir sind mit Wrangell Mountain Air von Chitina nach Mc Carthy geflogen. Es passen max. 4 Erwachsene plus eines Piloten und kleinen Gepäcks in die Maschinen. Da die Piloten zwischen den unzähligen hohen Bergen ausschließlich auf Sicht fliegen, finden Flüge nur bei gutem Wetter statt. Bei schlechtem Wetter (Regen /Nebel) stellt die Airline Shuttle-Busse nach Mc Carthy bzw. zurück.

2. Rundflug über die Gletscher- und Berglandschaft des Wrangell-St. Elias Nationalparks

Wenn du dich als Anreise für die Fahrt über die Chitina-Mc Carthy Road entscheidest, würde ich dir empfehlen, zusätzlich einen Rundflug ab Mc Carthy zu buchen. Hier bietet sich ebenfalls Wrangell Mountain Air an, die ein Büro in Mc Carthy führen, wo du auch kurzfristig freie Spots für Rundflüge buchen kannst. Die einzigartige Landschaft von Bergen und Gletschern einmal aus der Vogelperspektive zu erleben lässt einen wirklich klein und unbedeutend wirken und ist eine unvergessliche Erfahrung im Wrangell-St. Elias Nationalpark!

3. Spaziergang durch das beschauliche Mc Carthy

Das heutige 100-Seelen-Örtchen Mc Carthy wurde um 1900 gegründet, als in der Nähe Kupfer entdeckt und von der Kennicott Mining Company in der benachbarten Bergwerksstadt Kennicott abgebaut wurde. Da dort Alkoholausschank und Prostitution verboten waren, wuchs Mc Carthy schnell zu einer Stadt mit Krankenhaus, Schule, Bars und Bordellen. Ab 1911 erreichte sogar eine Zugverbindung Mc Carthy, mit der das Erz aus Kennicott abtransportiert wurde. Als 1938 die Kupferminen erschöpft waren und die Förderung und die Zugverbindung eingestellt wurden, wurde Mc Carthy zur Geisterstadt. Erst in den 70er Jahren, als die Region touristisch erschlossen wurde, siedelten sich wieder Menschen in der Stadt an.

Wir erkunden das kleine Örtchen mit nur wenigen, staubigen Straßen direkt nach unserer Ankunft auf einem Spaziergang. Es kommt ein wenig wie ein Western-Dorf daher mit bunten Holzhäusern, in denen einige wenige Hotels und Touranbieter untergebracht sind, vielen rostigen Fahrzeugwracks, zwei Bars und dem beliebten und sehr zu empfehlenden Restaurant „The Potato“.

Hotel-Tipp: Wir quartieren uns im zauberhaften Ma Johnsons Hotel ein (2 Nächte).

4. Die Geisterstadt Kennicott

Neben der grandiosen Landschaft waren es Fotos der Geisterstadt Kennicott, die mich darauf gebracht haben, Alaskas Wrangell-St. Elias Nationalpark unbedingt besuchen zu wollen. Denn die Gebäude der Bergwerksstadt wurden nach 27 Jahren Erz-Förderung verlassen und nur unvollständig abgerissen. So kommt es, dass noch heute ein Großteil der Minen- und Wohn-Gebäude vorhanden ist und mit einer Tour oder auf eigene Faust besichtigt werden kann. Zwischen Mc Carthy und Kennicott verkehren in den Sommermonaten alle 15 Minuten kleine Shuttle-Busse. Leider ist Kennicott seit 1986 Historic National Landmark. Das heißt, die Gebäude werden seither in Stand gehalten und sind nicht mehr in ihrem ganz ursprünglich verlassenen Zustand. Ein sozusagen aufbereiteter Lost Place ist für uns als Freunde solcher Orte dann doch nicht mehr so spannend. Trotzdem waren wir natürlich dort, um ein paar Fotos des roten, 14-stöckigen, ganz besonderen Minen-Gebäudes zu schießen.

Hotel-Tipp: Auch in Kennicott gibt es eine Unterkunft, die Kennicott Glacier Lodge, die in einem der historischen Minen-Gebäude mit einmaligem Blick auf den Kennicott Glacier untergebracht ist. Ursprünglich wollten wir auch hier nächtigen. Die Zimmer sind jedoch oft sehr weit im Voraus ausgebucht.

5. Gletscherwanderung auf den Root Glacier

Mein ganz persönliches Highlight im Wrangell-St. Elias Nationalpark ist jedoch unsere Halbtages-Gletscherwanderung auf den Root Glacier. Dafür nehmen wir am zweiten Tag unseres Aufenthalts sehr früh am Morgen um 8.30 Uhr den Shuttle-Bus nach Kennicott. Von dort geht es zu Fuß weiter mit Guide Kip und einer kleinen Gruppe, bepackt mit Steigeisen und Proviant, bis zum Gletscher, den wir nach etwa einer Stunde erreichen. Hier werden nun die Steigeisen auf die Wanderschuhe geschnürt, wir bekommen eine kleine Einweisung zum Laufen auf dem Eis, und dann geht es auch schon los. Etwa drei Stunden bewegen wir uns in unglaublicher Eislandschaft, vorbei an Eisflüssen, Wasserfällen und bläulich leuchtenden Gletscherspalten, absolut faszinierend!

Obwohl das Wetter regnerisch kühl ist, vergeht die Zeit wie im Flug. Gegen Ende der Wanderung auf dem Eis machen wir noch ein kleines Picknick mit heißen Getränken und ein paar kleinen Snacks, bevor es zurück geht nach Kennicott bzw. Mc Carthy.

Tipp: Wir haben die Gletscherwanderung bei St. Elias Alpine Guides gebucht. Theoretisch kannst du auch alleine zum Gletscher wandern. Es ist jedoch regelrecht gefährlich, das Eis ohne Steigeisen zu betreten!

Wissenswertes:

Reisezeitraum? 11.-13. Juli 2023

Route? Chitina – Mc Carthy – Kennicott – Mc Carthy – Chitina

Anreise? Entweder mit dem Flugzeug oder einem eigenen Fahrzeug (siehe oben). Eigene Fahrzeuge müssen vor dem Ort Mc Carthy auf einem großen Parkplatz zurückgelassen werden. Zwischen Mc Carthy und Kennicott verkehren Shuttle-Busse.

Quartiere? In Mc Carthy und Kennicott gibt es nur einige wenige Quartiere, Hotels sowie einen Campingplatz. Du solltest dich frühzeitig vor deiner Anreise um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern!

Internet/Handyempfang? In den Hotels und Gaststätten von Mc Carthy gibt es ganz brauchbares WLAN.

Gesamtkosten? Die 3 Tage im Wrangell-St. Elias Nationalpark haben uns inklusive Flüge, Unterkunft, Verpflegung und Touren etwa 600€ p.P. gekostet.

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