Bereits vor einigen Jahren habe ich zum ersten Mal Fotos dieses ganz besonderen Hügels in Litauen im Netz gefunden, und schon damals stand für mich fest, diesen Ort werde ich einmal besuchen müssen! Eigentlich ist der Berg der Kreuze, oder auch Kreuzhügel genannt, ein nur neun Meter hoher Hügel in der Nähe der Ortschaft Siauliai, der es in einem Lonely Planet Traveller-Ranking dennoch unter die 500 besuchenswertesten Orte auf unserem Planeten geschafft hat. Denn er ist überzogen von einem einzigartigen Meer aus Kreuzen!

Keiner erinnert sich mehr so genau daran, wann und weshalb alles begann, erzählt uns Mikhail, den wir am Kreuzhügel treffen, doch irgendwie zog der heilige Berg schon immer gläubige Menschen an, die Kruzifixe, Gebetstöcke und Betsäulen, Skulpturen von Heiligen sowie Rosenkränze auf den Hügel trugen.

Den sowjetischen Besatzern war der religiöse Hügel, der zunehmend auch zum politischen Symbol und stillen Protest gegen die kommunistische Herrschaft in Litauen wurde, ein Dorn im Auge, und sie versuchten, den Kreuzhügel zu vernichten. Sie kamen mit Bulldozern, um die Kreuze niederzuwalzen, verbrannten die hölzernen Kreuze, die eisernen wurden zum Schrott gebracht, und die Stein- und Betonkruzifixe wurden zerschlagen, vergraben oder im Bach versenkt. Der Kreuzberg tauchte in diesen Jahren auch auf keiner Landkarte auf. Doch immer wieder kamen Pilger hierher und stellten neue Kreuze auf. Inzwischen sind es weit über einhunderttausend, berichtet Mikhail weiter.

Eine schmale Treppe aus Holzbohlen führt über den sattelförmigen Hügel. Staunend wandeln wir zwischen den vielen Kreuzen um und über den Berg und fotografieren die ganz besondere Szenerie. Irgendwie hat es für uns etwas Schauriges, der Hügel macht den Eindruck eines riesigen Grabes. Doch das ist er nie gewesen, stattdessen ein Ort des Dankes und der Hoffnung. Pilger aus aller Welt pflegen Kreuze zu Anlässen wie Hochzeiten, Geburten oder zu bestimmten Feiertagen wie Ostern auf und um diesen Hügel zu stellen.

Am 7. September 1993 besuchte Papst Johannes Paul der II. den Berg der Kreuze und zelebrierte in dem eigens zu diesem Zwecke errichteten Altarpavillon unter freiem Himmel vor etwa 100.000 Gläubigen eine Messe. Während dieses Festakts betraute der damalige Papst den Franziskaner-Orden mit der Betreuung des Wallfahrtsortes und dem Bau eines Klosters, welches im Jahr 2000 eingeweiht wurde. Spätestens seitdem gilt der Kreuzberg international als heiliger Ort für Katholiken.

Kleine Kreuzanhänger mit Fotos und Rosenkränze, die an größere Kreuze gehängt werden, verstärken die mystische Stimmung am Kreuzberg, wenn sie bei leichtem Wind aneinander schlagen und dabei ein leises Geläut bzw. Klappern von sich geben. Diese Atmosphäre ist besonders schön im weichen Morgen- oder Abendlicht. Ein für uns wirklich eindrucksvoller Ort, den es sich lohnt zu besuchen!

Wissenswertes:

Reisezeitraum? 5.-6. August 2022

Anreise? Der Kreuzberg einige Kilometer nördlich von Siauliai liegt ziemlich genau im Zentrum von Litauen. Am besten erreichst du ihn mit dem eigenen Pkw oder Camper auf der Fahrt von Kaunas nach Riga bzw. umgekehrt. Aus Kaunas sind es 154 Kilometer zum Kreuzberg, aus Riga in Lettland sogar nur 125 Kilometer. Es werden auch geführte Bustouren von Vilnius oder Kaunas angeboten.

Stellplatz/Quartier: In Siauliai gibt es einige wenige Hotels und Quartiere. Entlang der A12 auch zwei Campingplätze. Wir haben mit unserem Camper einfach auf dem öffentlichen Parkplatz direkt am Kreuzhügel übernachtet, sodass wir ihn wunderbar ohne großen Touristen-Andrang am Abend und am nächsten Morgen besuchen konnten. Gestört haben uns nur die zahlreichen Mücken!

Weitere Fotos? Daniel hat mit seiner Foto-Serie „Hill of Hope“ über den Berg der Kreuze eine Goldmedaille beim One Eyeland Professional Photography Award 2022 in der Kategorie Editorial Travel gewonnen. Hier gelangst du zu seinen Fotos.

Pinne diesen Beitrag auf Pinterest