Nach unserem 2-wöchigen Roadtrip durchs Baltikum durchqueren wir Polen auf dem Rückweg nach Deutschland. Da wir ungerne durch Länder einfach nur durchfahren ohne anzuhalten, legen wir auch hier in Polen zwei Stopps ein. Den ersten an den traumhaften Seen der Masurischen Seenplatte. Den zweiten an der Ostsee im Slowinzischen Nationalpark. Denn hier in Hinterpommern, etwa 110 Kilometer nordwestlich von Danzig, gibt es ein echtes Highlight zu erleben: Die größte Wanderdüne Europas. Die einzigartige Dünenlandschaft mit ihren bis über 40 Meter hohen Sandwällen, die seit 1977 durch den Nationalpark geschützt werden, lässt sich ausschließlich unmotorisiert auf einer Wanderung oder mit dem Fahrrad erkunden. Dieses Erlebnis wollen wir unbedingt mitnehmen, bevor wir in den Alltag nach Deutschland zurückkehren.
Wir haben gelesen, dass im Haupt-Reisemonat August der Andrang zu den Dünen enorm ist, weshalb wir die Wanderschuhe am Parkplatz in Leba bereits früh um acht Uhr morgens schnüren. Tatsächlich sind wir das zweite Auto auf dem großen Parkplatz, an dem die Wanderung beginnt. Zügig entrichten wir den Eintritt zum Nationalpark von 1,50€ pro Person am Kassenhäuschen, und dann geht’s auch schon los.

Der 5 Kilometer lange Wanderweg zur Wydma Lacka, wie die große Düne auf Polnisch heißt, ist überwiegend flach und führt schattig durch den Wald, zieht sich aber ziemlich, da es unterwegs eigentlich nichts wirklich Interessantes zu sehen gibt. Hier sind Reisende definitiv im Vorteil, die Fahrräder dabei haben! Zu späterer Stunde am Tag kannst du dich auch mit einem Shuttle zur Düne bringen lassen, das kostet aber natürlich extra. Nach den langen Autofahrten der vergangenen Tage genießen wir die Bewegung jedoch sehr, und als wir die große Wanderdüne nach etwa eineinhalb Stunden Fußmarsch erreichen, sind wir tatsächlich mit die ersten, die sie an diesem Tag erklimmen.



Fotografisch interessieren uns direkt die eingangs der Dünenlandschaft gelegenen bizarren, toten Baumstämme, die uns sehr an vergleichbare Bäume in Namibias Deadvlei erinnern. Überhaupt verstehen wir jetzt so richtig, weshalb diese Landschaft hier auch als Sahara Polens bezeichnet wird. Nicht nur wegen des vielen Sands, sondern auch, weil sich die Temperaturen bereits jetzt am Morgen richtig heiß anfühlen. Wir sind mit unseren Wanderschuhen, langen Jeans und T-Shirts definitiv zu warm gekleidet.


Noch ein ganzes Stück weiter kraxeln wir die Düne hinauf, die sich pro Jahr erstaunliche zwei bis zehn Meter Richtung Osten bewegt, bis zu einer Seil-Absperrung, wo man nicht weiter laufen darf. Der Nationalpark ist nämlich nicht nur Touristen-Attraktion, sondern auch Lebensraum unzähliger Vogelarten, die hier nisten, sowie Heimat vieler vom Aussterben bedrohter Pflanzenarten, wie der Stranddistel und des Duftenden Leinkrauts.


Da es tatsächlich relativ bald voller wird und sich dann für uns das Fotografieren nicht mehr lohnt, treten wir nach etwa einer Stunde auf der Düne der Polnischen Sahara den Rückweg an. Regelrecht Menschenmassen kommen uns dabei mit Kind und Kegel, Bollerwagen, Sonnenschirmen und teilweise in Badekleidung und Flipflops entgegen. Viele haben die Entfernung total unterschätzt und fragen uns keuchend, wie weit es noch sei bis zu Düne. Wir geben freundlich Auskunft. Zurück am Eingang gönnen wir uns ein deftiges polnisches Mittagessen im Restaurant Karczma Slowinska Wydma. Absolut zu empfehlen und ein wunderschöner Abschluss unseres Roadtrip-Sommers 2022.
Wissenswertes:
→ Reisezeitraum? 7.-8. August 2022
→ Anreise? Am besten mit dem eigenen Pkw oder Camper. Der nächste Ort bei der großen Wanderdüne heißt Leba. Leba liegt etwa 110 Kilometer nord-westlich von Danzig an der Ostsee. Aus Stettin sind es etwa 300 Kilometer Anreise. Da man die meiste Zeit über Landstraßen fährt, kommt man nur sehr langsam voran und sollte genug Zeit einplanen.
→ Stellplatz/Quartier? Da Lebas zahlreiche Hotels und Campingplätze im Sommer vollkommen überlaufen sind, haben wir auf dem ganz kleinen, netten Campingplatz U Woja in Zarnowska, 7 Kilometer außerhalb von Leba übernachtet. Hier war auch eine spontane Anreise kein Problem.

→ Zugänge und Parken? Es gibt einen großen, kostenpflichtigen Parkplatz westlich von Leba am Eingang zum Nationalpark. Er kostet 7 Zloty pro Stunde und ist im Sommer sicher ab spätestens 10Uhr gut gefüllt. Als wir ihn gegen 14Uhr verließen, stand die wartende Autoschlange Kilometer lang bis in den Ort!
→ Eintritt? Der Slowinzische Nationalpark kostet vom 1. Mai bis 30. September 1,50€ Eintritt pro Person. Die Gebühr entrichtet man an einem Kassenhäuschen am Beginn des Wanderwegs zur großen Wanderdüne.
→ ideale Aufenthaltsdauer? Wenn du nicht wie wir nur die Wanderdüne der Polnischen Sahara besuchen möchtest, kannst du sicher gut mehrere Tage in der Gegend des Slowinzischen Nationalparks verbringen, um zu wandern oder Fahrrad zu fahren. Es stehen zahlreiche markierte Fuß- und Radwanderwege zur Verfügung, wie z.B. der 35 Kilometer lange Küstenwanderweg von Leba in den kleinen Ort Rowy. An den Binnengewässern der Gegend darf zum Teil geangelt werden. Und eine besondere Attraktion ist das im Nationalpark gelegene Museumsdorf in Kluki, wo ein original erhaltenes slowinzisches Fischerdorf mit Fachwerkhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert ausgestellt ist. In Smoldzino hat die Nationalparkverwaltung ihren Sitz, die dort auch ein Naturkundemuseum betreibt.
→ Restaurant-Tipp? Das Restaurant Karczma Slowinska Wydma. Deftige, polnische Spezialitäten, direkt am Nationalpark-Eingang gelegen.
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