„Everybody ready?“ ruft der Ranger an diesem Mittag über den staubigen Motelparkplatz in Rakops, einem unscheinbaren Ort am Rande der Zentralkalahari in Botswana. Die Sonne brennt, alle Taschen sind verstaut und nun klettern auch wir auf den Jeep, der uns für einen 3-tägigen Aufenthalt während unserer Botswana/Simbabwe Reise im Juli 2014 in die Lodge mitten im Kalahari Game Reserve bringen soll.
Nach wenigen Minuten verlässt unser Fahrer die asphaltierte Straße und biegt links auf eine Schotterpiste ab. Wir passieren einen Checkpoint und dann geht es geradeaus, stundenlang, über Stock und Stein. Eine Plane über dem eigentlich offenen Safari Jeep soll uns vor Dreck und Fahrtwind schützen, doch von unten dringt der aufgewirbelte Staub gnadenlos in jede Ritze.
Nach drei langen Stunden ist die Freude daher groß, als wir in der Dinaka Safari Lodge von unseren Gastgebern Mel und George begrüßt werden.
Sie betreiben die Farm mit angrenzender Lodge, die sie selbst erbaut haben, seit ca. 10 Jahren. Sechs auf Stelzen gebaute Zelt-Chalets und das Haupthaus fügen sich perfekt in die Natur ein und lassen keine Wünsche offen. Von einer kleinen Veranda vor jedem Zelt aus überblickt man die weite Grassavanne und ein Wasserloch. Weitab von jeglicher Zivilisation und anderen Touristen für uns der perfekte Ort, um den Busch zu erleben.

Es dämmert bereits, als wir zu unserem Zelt gebracht werden, daher begleitet uns George mit seinem Gewehr, zum Schutz vor den hier in direkter Umgebung lebenden Löwen, Leoparden und Hyänen. Erst jetzt begreift man so richtig, wo man sich wirklich befindet. Dies ist keine Filmkulisse à la „Nirgendwo in Afrika“, das Gelände der Lodge ist nicht eingezäunt, die Tiere können jederzeit neben unserem Zelt auftauchen. Bei diesem Gedanken und weil es inzwischen empfindlich kalt geworden ist, überzieht mich ein Gänsehautschauer.
Nach einer eiskalten Nacht klingelt der Wecker noch vor Sonnenaufgang, unsere erste Pirschfahrt steht auf dem Programm. Ich ziehe alles an, was ich in meiner Tasche finden kann…wie konnte ich bloß Mütze und Handschuhe vergessen?!
Auf dem offenen Jeep schlägt uns der kalte Wind ins Gesicht und wir sind alle heilfroh, als nach einer schier unendlichen Dämmerung die ersten Sonnenstrahlen am Horizont erscheinen und die Savanne nach und nach in dieses unverwechselbare, farbenreiche, warme, afrikanische Licht tauchen.
Mit an Bord haben wir heute, vorne auf der Motorhaube des Jeeps auf einer Art Ausguck sitzend, einen San.
Das Volk der San sind Buschmänner, die bereits seit Jahrtausenden in der Kalahari leben und sich durch hoch spezialisierte Kenntnisse ihrer Umwelt an das harte und karge Leben in dieser Wüste angepasst haben. Sie können z.B. noch die unauffälligsten Spuren und Fährten von Tieren lesen, was für uns auf der Suche nach einem Löwenrudel äußerst nützlich ist.
Auf dem sandigen Boden kann man die Pfotenabdrücke von Löwen deutlich erkennen. Immer wieder biegen wir auf Anweisung unseres San ab, wechseln die Fahrtrichtung und begegnen großen Schwärmen von bunten Rebhühnern und Antilopen wie Impalas und Kudus.
Plötzlich entdeckt der San im mannshohen, gelben Gras, nur wenige Meter von der sandigen Piste entfernt, zwei Löwenmännchen. Sie liegen da, gut getarnt und satt wirkend. Was für ein Anblick, Löwen in freier Wildbahn, keine drei Meter von unserem Jeep entfernt, wir können unser Glück kaum fassen! Die Kameras klicken, als sich eines der Männchen aufrichtet und uns neugierig in unserem offenen Jeep betrachtet. Ich frage mich derweil, ob die beiden wirklich so satt sind.
Für den Nachmittag ist eine Wanderung zu einigen Hütten der San geplant. Dort bekommen wir von ein paar Buschmännern ihre (Über-)Lebensweise gezeigt. Wie und womit sie jagen, welche Beeren und Pflanzen sie sammeln, wie sie in der trockenen Wüste wasserspendende Wurzeln finden und wie sie Feuer machen. Unglaublich faszinierend zu sehen und umso trauriger, dass nur noch sehr wenige von ihnen dieses ursprüngliche Leben führen können, da verdrängt von den weißen Kolonialherren, viele ihr Dasein als Bettler und Alkoholiker in Städten und Townships fristen.

Nach dem Abendessen findet eine weitere Pirschfahrt statt. Auf der Suche nach einem Leoparden, begeben wir uns in eine andere Richtung des 20.000 Hektar großen Gebietes. Unser San ist diesmal ausgestattet mit einer großen, sehr weit reichenden Taschenlampe, mit der er links und rechts des Weges hunderte Meter in die Savanne leuchtet. Wir wollen schon fast aufgeben, als er ihn erspäht: Einen Leoparden, etwa 80 Meter von uns entfernt. Unser Fahrer schaltet Motor und Licht des Jeeps aus und tatsächlich kommt der Leopard genau auf uns zugelaufen. Unser San verfolgt ihn mit der Taschenlampe und wir beobachten begeistert, wie sich die Katze anmutig auf der Suche nach Beute durch das Gras schleicht, unseren Weg kreuzt und auf der anderen Seite in der Dunkelheit verschwindet.
Zurück an der Lodge, lassen wir diesen wunderschönen Tag am Lagerfeuer mit Blick in einen überwältigenden Sternenhimmel und viele Sternschnuppen ausklingen. Dieses Buschabenteuer wird unvergesslich bleiben!
Warst du auch schonmal auf einer Safari? Welche Tiere konntest du bisher alle in freier Wildbahn beobachten?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar! Deine Julia
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1. Juni 2021 at 0:38
Hallo Julia,
toller Erlebnisbericht.
Botswana steht auch noch ganz oben auf meiner Bucketlist.
BG, Peter
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1. Juni 2021 at 11:27
Hallo Peter,
Botswana ist wirklich wunderschön und kann ich sehr empfehlen 🙂
LG, Julia
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