Der 1200-Einwohner-Ort Tok liegt an der Kreuzung von Alaska Highway und Tok Cut-Off 140 Kilometer vor der kanadischen Grenze und war ursprünglich für viele Jahrhunderte eine Siedlung der Athabasken. Tok bedeutet in der Sprache der Indianer so viel wie „friedliche Kreuzung“. Es ist ein kleines Nest zwischen Tanana River und der Alaska Range, welches eigentlich keinen Grund bietet, es zu besuchen. Mit einer überdurchschnittlichen Dichte an Hotel- und Motelzimmern sowie Campingplätzen ist es jedoch auf weiter Flur der einzige Ort für eine Zwischenübernachtung, weshalb auch wir während unseres Alaska-Yukon-Roadtrips im Sommer 2023 hier eine Nacht verbringen.

Müde von der langen Fahrt aus Fairbanks hierhin beschließen wir, von unserem Motel aus eine Runde spazieren zu gehen, um uns ein wenig die Beine zu vertreten. Zunächst laufen wir den Alaska Highway entlang, bis uns recht bald gegenüber dem Tok RV Village Campground eine verlassene Tankstelle mit allerlei zurückgelassenen, verrosteten Fahrzeugen ins Auge fällt. Als große Freunde solch verlassener Orte, sogenannter Lost Places, sind wir sofort begeistert und fangen an, zu fotografieren.

Wir sind völlig alleine an diesem regnerischen Nachmittag. Niemand der anderen Touristen in Tok scheint sich für diesen besonderen Ort zu interessieren. Nach und nach schlagen wir uns immer tiefer in das riesige Gelände hinter der Tankstelle. Mein Puls schlägt schneller vor Aufregung, als ich immer mehr Autowracks, rostige LKW, Camper und Wohnwagen, aber auch verschiedenste Maschinen entdecke. Es tut sich ein riesiger Friedhof wahllos zurückgelassener Gegenstände im Wald auf, und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Da sind nicht nur längst vergessene Fahrzeugmodelle verschiedener Amerikanischer Automarken und rostige Bullis, sondern auch ein riesiger Berg Autoreifen, ein Wohnwagen samt 60er-Jahre-Einrichtung, Fässer mit vermutlich giftiger Füllung und Paletten voller Plastik-Tischgedecke. Mein persönliches Highlight jedoch ist ein türkisfarbener Rollstuhl, der inmitten dieses ganzen Autofriedhofs dasteht, als wäre soeben ein Zombie daraus aufgestanden.

Mir läuft ein Schauer über den Rücken und es fröstelt mich nicht nur, weil meine Kleidung längst durchnässt ist. Doch ich bin weiterhin so fasziniert von diesem Ort, dass ich Regen und hunderte Mücken einfach ignoriere und ihn weiter erkunde. Ich frage mich, seit wann das hier alles wohl so zurückgelassen wurde, wem diese Tankstelle einmal gehört hat und wer diese ganzen Fahrzeuge hierher gefahren hat. Doch Antworten darauf finde ich keine, auch bei späterer Recherche im Internet nicht.

Auf den Dächern einiger Fahrzeuge breiten sich bereits Moosteppiche aus, und Farne wie Nadelbäume wachsen zum Teil auf und in den Karossen. Die Natur erobert sich nach und nach alles zurück, wie wir es schon bei so vielen anderen Lost Places beobachtet haben. Nach etwa 3 Stunden verlassen wir das Gebiet und kehren mit hunderten Fotos mehr als zufrieden zurück in unser Motelzimmer.

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