Es gibt diese Küstenstraßen, die Autofahrer träumen lassen. Der Highway No. 1 in Kalifornien gehört sicherlich dazu, oder auch der Sea to Sky Highway von Vancouver hinauf nach Whistler in Kanada. Die Adria Magistrale in Kroatien oder der Wild Atlantic Way in Irland. Viele dieser Straßen durften auch wir auf unseren Reisen schon kennenlernen. Im vergangenen Sommer kam jedoch eine unbekanntere Traum-Küstenstraße hinzu: Die zwischen Bilbao und San Sebastián im grünen Norden Spaniens. Weitgehend unmittelbar an der Atlantikküste am Golf von Biskaya entlang, ist unser Blick während der Fahrt fast durchgehend auf das Meer in seinen vielen Schattierungen von türkis-grün bis zu sattem Blau gerichtet. Nur hin und wieder unterbrochen von einem der quirligen, ursprünglichen Hafenstädtchen. Aber eins nach dem anderen. Bitte einsteigen und anschnallen:

Die baskische Hauptstadt Bilbao

Wir beginnen unseren Roadtrip in der Hauptstadt der Provinz Baskenland. Drei Tage nehmen wir uns Zeit für Bilbao, die 350.000-Einwohner-Stadt, die eigentlich erst mit der Eröffnung des Guggenheim-Museums 1997 so richtig die touristische Bühne betrat. Keine objektive Schönheit, bietet die industriell geprägte Stadt dennoch mit ihrer lebhaften Altstadt und der baskischen Pintxo-Kultur viel Lebensfreude und Genuss. Alle unsere Reisetipps für Bilbao habe ich hier ausführlich zusammengefasst.

Quartier: Hotel Occidental Bilbao (3 Nächte).

Die Schwebebrücke von Portugalete

Am dritten Tag unseres Roadtrips fahren wir dann weiter von Bilbao ins 15 Kilometer entfernte Portugalete, wo die älteste Schwebebrücke der Welt steht. Und nicht nur steht dort eine beeindruckende 45 Meter hohe Stahlkonstruktion, nein! Sie wird auch noch täglich von Fußgängern und PKW-Fahrern benutzt, die von einer zwischen den Ufern hin und her pendelnden 14 mal 10 Meter große Barke über den Fluss Bilbao transportiert werden. Faszinierend und seit 2006 UNESCO Weltkulturerbe.

Der Lost Place Kernkraftwerk Lemoizko

Von Portugalete fahren wir weiter nach Armintza. Ab hier folgen wir nach einem kurzen Picknick am Strand Armintzako Hondartza einfach immer der Küstenstraße Richtung Osten. Die Landschaft ist grün, die Ausblicke aufs Meer umwerfend schön. Und dann erblicken wir plötzlich ein riesiges graues Kernkraftwerk, direkt am Wasser gebaut, direkt vor uns. Das mit Ketten mehrfach verriegelte Tor mit zahlreichen Verbotsschildern weist darauf hin, dass es sich wohl um kein Kraftwerk in Betrieb handelt. Ein Lost Place?! Unsere Neugier ist längst geweckt, doch hier am Eingangstor ist kein Durchkommen. Also fahren wir weiter um eine Spitzkehre bergauf. In der nächsten Kurve gibt es eine Parkmöglichkeit, und ein Pfad durchs Gebüsch führt bergab und quasi von oben an das Kernkraftwerk, bis zu einem mehrfach gesicherten Zaun. Mit ein bisschen Kletterei hätte man den sicher überwinden können. Dennoch beschließen wir, es in diesem Fall bei dem Überblick auf das Gelände zu belassen. Wer weiß, was da noch alles strahlt.

Stattdessen laufen wir weiter am Zaun entlang, der Landzunge folgend, und genießen die unbeschreiblich tolle Aussicht auf die wilde Atlantikküste.

Der Game of Thrones Drehort Gaztelugatxe

Am Nachmittag fahren wir weiter zur Kloster-Insel Gaztelugatxe, die bekannt geworden ist als einer der Drehorte der Serie Game of Thrones. Die 270 Meter lange und nur 80 Meter breite Insel ist durch eine Steinbrücke mit dem rund 200 Meter entfernten Festland verbunden. Und auf dem höchsten Punkt der Insel steht das ehemalige Kloster San Juan de Gaztelugatxe, welches in der Serie Dragonstone, die Heimatburg der Targaryens, darstellt. Da wir bisher während unserer gesamten Reise, wohl vor allem wegen Corona, sehr wenigen Touristen begegnet sind, sind wir auch nach Gaztelugatxe spontan unterwegs. Ein Fehler, wie sich bereits auf dem Parkplatz zeigt: Eine Autoschlange, hupende, gestresste Menschen, Kampf um freie Plätze. Als wir dann endlich auch einen Parkplatz ergattert haben, stellen wir am Eingang zur Insel fest, dass wir ein Ticket hätten vorbuchen müssen, um diese auch wirklich besuchen zu dürfen. Enttäuscht und genervt treten wir den Rückzug an. Schade um den ehemals verwunschenen, romantischen Ort!

Stellplatz: Wilder 4×4-Stellplatz im Wald nördlich von Bermeo (1 Nacht).

Frühstück an der Playa de Laga

Nach einer ruhigen Nacht im Wald fahren wir am frühen Morgen weiter, vorbei an Bermeo, bis zur Playa de Laga, wo sich bereits die ersten Surfkurse in die Wellen stürzen. Wir kehren zunächst für ein Frühstück mit Sandwich und Café Cortado in die Strandbar ein, bevor wir uns auch ein wenig am wunderschön feinsandigen Strand in der Sonne niederlassen.

Das Flussdelta des Rio Lea bei Lekeitio

Mittags fahren wir weiter und passieren den Ort Lekeitio, der sich um ein riesiges, traumhaftes Flussdelta ausbreitet, dessen Sandbänke fließend in den Stadtstrand Playa de Karraspio übergehen. Hier ist allerdings auch schon einiges los und wir beschließen, auf der Suche nach einem ruhigeren Plätzchen, lieber weiter zu fahren.

Sonnenbaden an der Playa Saturraran

Die Küstenstraße windet sich immer weiter oberhalb des Atlantiks. Links der türkisblaue Ozean, der an zerklüftete Felswände schlägt, rechts grüne Wälder. Wir genießen die Aussicht, bis uns an der Ostseite der Bucht von Ondarroa ein etwas abgelegenerer, wenig besuchter Strand ins Auge fällt, die Playa Saturraran. Sogar der Parkplatz ist fast leer und wir genießen hier einen entspannten Nachmittag mit Baden und Sonnen.

Das Ende der Bucht markiert eine kleine, felsige Halbinsel, auf der wir das hier an der baskischen Küste typischer Weise vorkommende sogenannte „Flysch“ sehen können. Als Flysch bezeichnet man in der Geologie eine Gesteinszusammensetzung, die meistens durch eine Wechselfolge von Tonsteinen und grobkörnigeren Gesteinen repräsentiert wird, wodurch sich in ihrem Erscheinungsbild diese charakteristischen grauen Falten bilden.

Stellplatz: Campingplatz Itxaspe bei Deba (1 Nacht).

Die hübsche Hafenstadt Getaria

Am nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt entlang der baskischen Atlantikküste fort und erreichen nach nur etwa 30 Minuten die kleine, auf einem Hügel liegende Hafenstadt Getaria. Wir parken direkt am Hafen und bummeln dann gemütlich durch den hübschen Stadtkern. Zum ersten Mal auf einer Reise habe ich das Gefühl, hier könnte ich eine Wohnung kaufen und bleiben. Verrückt, aber das sage ich zu Daniel, als wir von der Stadtmauer über den Hafen hinaus aufs Meer blicken. Zum Mittagessen kehren wir im Restaurant Iribar ein und genießen fangfrischen Fisch, Cidre und andere baskische Köstlichkeiten. Große Empfehlung!

Gourmetkultur in San Sebastián

Nach sechs Tagen erreichen wir das Ziel unseres Roadtrips entlang der baskischen Atlantikküste, das mondäne San Sebastián. Die traumhaft gelegene Stadt ist durch ihre berühmten Stadtstrände Playa de la Concha und Playa de Ondarreta vor allem bei Surfern beliebt. Alle anderen Touristen kommen wegen der kulinarischen Vielfalt. Die weltweite größte Dichte an Michelin-Sternen hat San Sebastián zu bieten. Und in der Altstadt (Parte Vieja) mit ihren urigen, gepflasterten Gassen warten die beliebten Pintxos-Bars mit lokalen Weinen, Cidre und regionalen Mini-Spezialitäten. Hier lassen wir es uns zwei Tage gut gehen, spazieren entlang der malerischen Uferpromenade, gucken Leute und laufen auf den Mount Urgull, um das Panorama von Stadt und Atlantik zu genießen.

Quartier: Heredad de Unanue (3 Nächte).

Fazit:

Mich hat das Baskenland im Norden Spaniens absolut positiv überrascht. Eigentlich relativ nah, hätte ich wohl nicht explizit einen Roadtrip in diese Gegend geplant. Da wir vorher allerdings in den Pyrenäen unterwegs waren und noch Zeit übrig hatten, bot sich diese Ecke Spaniens einfach an und siehe da, wir haben uns glatt verliebt, in die Landschaft, das Klima, die Strände und das Essen. Große Empfehlung also!

Wissenswertes:

Reisezeitraum? 12.-20. Juli 2021

Route? Bilbao – Portugalete – Armintza – Lemoiz – Gaztelugatxe – Bermeo – Lekeitio – Ondarroa – Deba – Getaria – San Sebastián

Stellplätze/Quertiere? Bis auf das Hotel in San Sebastián sind wir alle Quartiere und Stellplätze spontan angefahren. Meistens suchen wir über die App park4night.

Maut-Gebühren? Auf dieser Strecke fallen keine Maut-Gebühren an!

Gesamtkosten? Inklusive Sprit, Unterkünften, Campingplätzen, Verpflegung und Eintrittsgebühren haben wir auf diesem Roadtrip etwa 1000 € für zwei Personen ausgegeben.

Pinne diesen Artikel auf Pinterest!