Obwohl ich seit inzwischen 8 Jahren im schönen Wuppertal lebe, kenne ich mich in der Umgebung der Stadt im Bergischen Land mit seinen typischen Ausflugszielen nicht besonders gut aus. Das liegt zum einen daran, dass wir, Daniel und ich, touristische Ziele normaler Weise meiden, zum anderen aber auch daran, dass es uns an freien Tagen meist weiter weg zieht. Das verhindert Corona jetzt jedoch seit inzwischen 10 Wochen. Genug Zeit also, endlich einmal die nähere Umgebung unseres Wohnorts zu erkunden.
Was ist eigentlich das Bergische Land?
Das Bergische Land liegt auf dem Gebiet des ehemaligen Herzogtums Berg im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Zu ihm gehören die Städte Solingen, Remscheid, Wuppertal und Leverkusen, der Kreis Mettmann, der Rheinisch-Bergische sowie der Oberbergische Kreis und Teile des Rhein-Siegkreises. Obwohl das Bergische Land abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaften mit bis zu 500 Metern Höhe aufweist, hat sein Name jedoch nichts mit dem Wort „bergig“ zu tun. Nein, er stammt ab vom Grafen von Berg, der das Gebiet im Mittelalter einst beherrschte.
Wandern im Bergischen Land
Das Bergische Land verfügt insgesamt über mehr als 4000 Kilometer markierter Wanderwege von unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit. Entlang der Wupper, durch Wälder und Wiesen, vorbei an zahlreichen Seen und Talsperren, durch kleine Dörfer mit Fachwerk- und Schieferhäusern. Ich möchte dir heute die traumhafte, 11 Kilometer lange Wanderung von der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands, der Müngstener Brücke, zur romantischen Burganlage Schloss Burg in Solingen vorstellen, die ich an diesem Wochenende zusammen mit meiner Freundin Katrin aus Luzern unternommen habe.
Die Wupperhänge südlich von Müngsten
Ausgangspunkt für diese Tour ist der kostenlose Parkplatz Müngsten, am Rande des Müngstener Brückenparks. Wir wählen heute für den Hinweg die Strecke östlich der Wupper und biegen direkt nach Überquerung der Hauptstraße in einen bergauf führenden Wanderpfad in den Wald ab. Zu unserer Rechten fließt die Wupper, über uns große, grüne Baumwipfel – sogar heute am Vatertag ist dank Corona nur wenig los.

Bei der Aussichtsplattform Diederichstempel werfen wir einen kurzen Blick auf den ruhig dahin plätschernden Fluss, und nur wenige hundert Meter weiter erblicken wir bereits das stählerne Gestell der höchsten Eisenbahnbrücke Deutschlands.
Die Müngstener Brücke
Die Müngstener Brücke überspannt zwischen den Städten Solingen und Remscheid zweigleisig in 107 Metern Höhe das Tal der Wupper und ist damit die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Die stählerne Bogenbrücke wurde bereits 1897 eröffnet und wird heute immer noch im Regelbetrieb von der S-Bahn-Linie S7 befahren. Während wir unter dem grauen Gestell hindurchlaufen, rumpelt einer der mangels Elektrifizierung mit Dieselloks betriebenen Züge in schwindelerregender Höhe über unsere Köpfe hinweg. Was für ein eindrucksvolle Bahnstrecke!
Entlang der Wupper bis nach Burg
Hinter der Brücke führt der Waldweg nun langsam hinab bis an die Wupper, und wir laufen ab hier direkt am in der Sonne funkelnden Wasser entlang. Immer wieder gibt es Sandbänke mit Kiessteinen, die zu einem Picknick oder Baden im Fluss einladen. Dafür ist es uns im Mai jedoch noch etwas zu kalt.

Von der Wanderbrücke über die Wupper ist es dann aber auch nicht mehr weit in das kleine Örtchen Burg an der Wupper, welches wir nach etwa 5 Kilometern Wanderung erreichen.
Die Burganlage Schloss Burg
Vorbei an ersten gut erhaltenen Fachwerkhäusern triffst du sehr bald auf die Solinger Straße. Hier musst du dich entscheiden, ob du die 190 Höhenmeter hinauf bis zur Burg zu Fuß oder mit einem Sessellift (3€ einfache Strecke) zurücklegen willst. Da die Wanderung uns bisher nicht allzu sehr gefordert hat, entscheiden wir uns, zu laufen. Über die schmale Schloßbergstraße kraxeln wir nun serpentinenartig den Burgfelsen hinauf und sind oben angekommen doch etwas verschwitzt. Dafür ist die Aussicht von hier wirklich toll!

Seit dem 12. Jahrhundert war Schloss Burg die Stammburg der Grafen und späteren Herzöge von Berg. Heute ist sie die größte rekonstruierte Burganlage Nordrhein-Westfalens. Wir schauen uns ein wenig in der Anlage um und fotografieren, bevor wir uns zu einer obligatorischen Bergischen Waffel mit Milchreis und heißen Kirschen in einem der zahlreichen Cafés niederlassen. Unbedingt zu empfehlen!
Seilbahnfahrt und Rückweg
Auf dem Rückweg beschließen wir, doch noch die Seilbahn auszuprobieren und fahren bergab. Seit 1952 verbindet die Seilbahn Burg die beiden Stadtteile Oberburg und Unterburg miteinander. Von der Talstation aus halten wir uns dann rechts entlang der Solinger Straße, um uns über die Müngstener Straße wieder auf den Rückweg zum Auto zu begeben.
Der Brückenpark Müngsten
Wenn du noch ein bisschen mehr Abwechslung brauchst und nicht den selben Weg zurück wie hin laufen möchtest, dann überquere entweder an der Wanderbrücke – oder etwas später mit der Schwebefähre Müngsten – die Wupper und laufe auf der anderen Seite des Flusses durch den Brückenpark Müngsten zurück. Auf dieser Strecke bekommst du auch noch einmal einen besseren Gesamtblick auf die sehenswerte Eisenbahnbrücke.
Außerdem gibt es im Park einen Minigolfplatz sowie das Besucherzentrum und Café/Restaurant Haus Müngsten. Über die Napoleonsbrücke findest du dann wieder zurück zum Ausgangspunkt, dem Parkplatz Müngsten.
Fakten zum Wanderweg:
→ Strecke? Hin- und Rückweg insgesamt etwa 11 Kilometer.
→ Dauer? 3-4 Stunden.
→ Höhenmeter? Du legst insgesamt 330 Höhenmeter zurück.
→ Schwierigkeitsgrad? Einfach-mittel, mit Kindern ab 6 Jahren gut machbar.
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