Die direkt am Prince William Sound liegende Kleinstadt Valdez im Süden Alaskas besuchen wir nach unserem Aufenthalt im Wrangell-St. Elias Nationalpark. Ich hatte gelesen, dass sich hier vor allem die landschaftliche Umgebung der 4000-Einwohner-Stadt lohnt und dabei allem voran ein Ausflug aufs Wasser, um Tiere wie Wale, Seehunde und Otter, aber vor allem auch die Gletscherzungen des riesigen Columbia Glacier aus nächster Nähe zu erleben. Und obwohl es fast die gesamten 3 Tage unseres Aufenthalts in Valdez regnete und diesig war, hat sich der Abstecher hierher für uns sehr gelohnt. Im folgenden Beitrag verrate ich dir unsere fünf persönlichen Highlights.
1. Die Wasserfälle des Keystone Canyon
Bereits die Anreise über Land nach Valdez, das ganz am Ende des Richardson Highways in einer Sackgasse liegt, ist spektakulär, denn der Highway passiert 25 Kilometer vor der Stadt den Keystone Canyon. In dieser 5 Kilometer langen Schlucht ragen die Felsen rechts und links der Straße fast senkrecht in den Himmel, und im Sommer ergießen sich zahlreiche spektakuläre Wasserfälle über die Abbruchkante. Die zwei bekanntesten sind der 100 Meter hohe Horsetail Fall sowie der Bridal Veil Fall. Wie überall in den USA gibt es ausreichend Platz zum Anhalten, und so steigen auch wir an verschiedenen Stellen innerhalb des Canyons aus dem Auto aus, um Fotos dieser grandiosen Landschaft zu machen.



2. Eine Bootstour zum Columbia Glacier
Da der Ort Valdez an sich nicht besonders viel zu bieten hat, unternehmen wir am zweiten Tag unseres Aufenthalts einen ganztägigen Ausflug mit Pangaea Adventures hinaus auf den Prince William Sound. Mit einem relativ kleinen Schiff geht’s in einer Gruppe von etwa 20 Leuten los Richtung Columbia Glacier. Unterwegs treffen wir nicht nur auf eine große Gruppe von Seehunden, die es sich auf einem Felsen im Wasser gemütlich gemacht haben, sowie auf dem Rücken schwimmende Otter, sondern auch, je näher wir dem Gletscher kommen, viele kleinere und größere im Wasser treibende Eisberge. Dick eingepackt bibbern wir, Daniel und ich, zum Fotografieren und Filmen auf dem kleinen Vordeck im eisigen Fahrtwind. Das Wetter klart nach und nach auf, und wir können uns gar nicht satt sehen an der Wahnsinns-Kulisse, die uns umgibt.





3. Kajak-Tour in der Columbia Glacier Bay
Kurz vor Erreichen des Gletschers ankern wir an einer schwarzsandigen Bucht. Jetzt heißt es für alle mit anpacken, denn die Kajaks müssen vom Boot an den Strand geladen werden. Wir wollen bei dieser Tour nämlich nicht nur mit dem Motorboot bequem bis an den Gletscher gefahren werden, sondern wollen selber paddeln, um das Krachen und Knacken des Packeises aus nächster Nähe zu erfahren.



Die Gruppe wird in 3 Kleingruppen unterteilt, die, jede mit eigenem Guide, auf unterschiedlichen Wegen Richtung Gletscher paddeln werden. Wir bekommen eine kurze Einführung von unserem Guide Baird, dann besteigen wir die Kajaks und schon geht’s los ans gegenüberliegende Ufer zum ersten Gletscherarm. Wir treiben ruhig über das milchig grüne, spiegelglatte Wasser dem Eis entgegen, und je näher wir diesem gigantischen Überrest der letzten Eiszeit kommen, desto lauter hören wir das Arbeiten und Schieben des sich ständig neu ineinander verkantenden Eises. Es knackt und kracht aus dem Inneren des 48 Kilometer langen Gletschers, was für eine eindrückliche Kraft! Von Baird erfahren wir, dass sich der Columbia Glacier jeden Tag um etwa 2 Meter nach vorne bewegt und damit einer der am schnellsten fließenden Gletscher Nordamerikas ist.




Plötzlich schallt uns ein donnerndes Grollen entgegen, und ich sehe gerade noch rechtzeitig ein riesiges Stück Eis ins Wasser krachen. Das berühmte Kalben eines Gletschers, welches wir am heutigen Tag öfter erleben dürfen. Was für eine unglaubliche Naturgewalt, die einen in so einem Kajak unfassbar klein erscheinen lässt. Mehrere Stunden verbringen wir so, vorbei paddelnd an noch zwei weiteren Gletscherarmen, auf dem Wasser der Gletscherlagune. Für mich eins der schönsten Erlebnisse der gesamten Alaska Reise und unbedingt empfehlenswert!
4. Unwirkliche Farben bei den Anderson Falls
Gegen 16 Uhr machen wir uns mit dem Schiff zurück auf die etwa 2-stündige Rückfahrt von der Gletscherlagune nach Valdez. Unterwegs halten wir auf halber Strecke noch bei den Anderson Falls. Zugegeben, ich war bisher noch nicht auf Hawaii, aber ich kenne Fotos. Und hätte ich nicht gewusst, dass wir uns gerade in Alaska befinden, landschaftlich sieht diese Gegend einigen Ecken von Hawaii doch zum Verwechseln ähnlich. Diese unwirklichen Farben, das türkisfarbene Meerwasser, die grün bewaldeten Berge und die Wasserfälle. Wieder sind wir absolut begeistert und kommen gegen 18 Uhr sehr müde, aber überglücklich zurück im Hafen von Valdez an.


5. Wildlife Watching bei der Solomon Gulch Hatchery
Bevor wir am dritten Tag Valdez wieder verlassen, fahren wir noch zu einem Ort, von dem wir gehört haben, dass man hier mit ziemlich großer Sicherheit Bären, aber auch viele andere Wildtiere wie Seeadler, Seelöwen und Otter beobachten kann. Die Solomon Gulch Hatchery ist eine Lachszucht, ausgestattet mit einer Fischleiter, über die sich die zum Laichen zurückkehrenden Lachse vor allem in den Monaten Juli bis Oktober in Massen stauen. Ein Festmahl für oben genannte Wildtiere. Wir beobachten zwar auch hier keinen Bären, aber einige hungrige Seelöwen und Otter, insgesamt ein sehr sehenswertes Spektakel.


Fazit:
Wir hatten auf unserer gesamten Reise durch Alaska immer wieder von Einheimischen und Guides gehört, dass wir unbedingt auch nach Valdez fahren sollten. Viele lassen Valdez wohl aus, da es wegen seiner Lage in einer Sackgasse über den Landweg halt immer einige hundert Extra-Kilometer Fahrt hin und zurück bedeutet. Und auch wir hatten bei der Planung der Reise überlegt, ob sich der Abstecher wirklich lohnt. Im Nachhinein würde ich sagen, sogar unbedingt! Es ist landschaftlich wirklich noch einmal ganz anders als im übrigen Alaska. Ich denke, die Bilder sprechen für sich, also solltest du die Zeit haben, nimm´ Valdez unbedingt mit auf deiner Rundreise durch Alaska.
Wissenswertes:
→ Reisezeitraum? 13.-15. Juli 2023
→ Anreise? Mit dem Pkw oder Camper ab Glennallen Richtung Süden über den Richardson Highway. Von/nach Whittier verkehren auch Fähren, die Valdez anfahren.
→ Quartier? Wir haben 2 Nächte im Best Western Valdez verbracht. Die Lage direkt am Hafen ist perfekt und das hoteleigene Restaurant ebenfalls in Ordnung.
→ Kosten? Die Columbia Glacier Day Tour mit dem Kajak kostet $350 pro Person.
→ ideale Aufenthaltsdauer? 2-3 Nächte Aufenthalt in Valdez sind ideal, um den Ort und die Gegend zu erkunden. Das Wetter ist oft schlecht und der Ort an sich nicht sonderlich attraktiv, weshalb ich nicht viel mehr Zeit dort verbringen würde. Das Highlight ist wie gesagt wirklich eine Bootstour.
→ Restaurant-Tipp? Wo sich die Einheimischen Fischer schon zum Frühstück treffen: Der Foodtruck „The Potato“, authentisches Alaska!
Pinne diesen Beitrag auf Pinterest


1 Pingback