Über die Ostertage können wir, Daniel und ich, in diesem Jahr eine Woche frei nehmen. Genau die richtige Zeit, um endlich einmal in die Normandie zu fahren, denke ich. Schon seit einigen Jahren habe ich ein paar Orte in dieser Region Frankreichs im Kopf, die ich unbedingt besuchen will. Dazu gehören der berühmte Mont Saint-Michel, die Landungsstrände der alliierten Soldaten im 2. Weltkrieg sowie die spektakulären Klippen von Étretat. Jetzt, im Frühjahr, sind die Temperaturen zwar noch nicht besonders warm, dafür vermeiden wir die großen Touristen-Massen, so hoffe ich. Neben den bereits genannten Sehenswürdigkeiten lassen wir uns überraschen, was uns die nord-französische Atlantikküste noch so alles zu bieten hat. Und so viel bereits vorweg: Wir waren absolut begeistert! In diesem Beitrag nehme ich dich nun mit zu unseren 10 persönlichen Highlights während unseres Normandie Roadtrips mit Reisetipps zu Entfernungen, Straßenverhältnissen, Nationalparks, Stellplätzen sowie ganz besonderen Orten entlang unserer Route. Bitte einsteigen und anschnallen!

1. Der Mont Saint-Michel – Die Abtei-Insel im Wattenmeer

Wir beginnen unseren Roadtrip durch die Normandie im Nord-Westen Frankreichs. Hier an der Grenze zwischen der Normandie und der Bretagne liegt in einer Meeresbucht einer der berühmtesten Orte der Welt, der Mont Saint-Michel, der seit 1979 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Bei Flut wird die Insel, die über einen Damm mit dem Festland verbunden ist, ringsum vom Meer umspült, sodass sie wie eine Fata Morgana aus dem Wattenmeer zu steigen scheint. Dieser mystische Ort steht schon ganz lange auf meiner Bucketliste, und ich bin außerordentlich gespannt, ob ich ihn tatsächlich so beeindruckend finde, wie er auf Fotos wirkt. Um dem großen touristischen Andrang zu entgehen und ungestört fotografieren zu können, beginnen wir unsere Wanderung zur Insel bereits früh am Morgen um 7.30 Uhr. Dadurch haben wir zu dieser Jahreszeit sowohl den Damm als auch die Insel fast für uns alleine. Und in der Tat ist es ein ganz besonderer Moment, als sich die Silhouette des Klosterbergs mit seiner hoch in den Himmel ragenden Abtei vor uns aus dem Wattenmeer erhebt.

Etwa 45 Minuten dauert der Fußweg vom Ort zum und über den Damm (unzählige Fotos eingeschlossen ;-)), bis wir die eigentliche Insel erreichen. Hier erwarten uns ein Labyrinth aus engen Gassen und hübschen Fachwerkhäusern, in denen Hotels, kleine Cafés und Geschäfte untergebracht sind. Nur 40 Einwohner leben ständig auf der Klosterinsel. Wir schlendern gemütlich durch die Gassen und über die Festungsmauer und genießen die wirklich spektakulären Ausblicke.

Ab etwa 9.30 Uhr wird es merklich voller, immer mehr Menschen spucken die inzwischen verkehrenden Shuttle-Busse auf der Insel aus, und wir sparen uns die Besichtigung des dreistöckigen Klosterkomplexes, sondern laufen beschwingt zurück aufs Festland, um zu frühstücken.

Stellplatz: Wir haben die Nacht vor unserem Besuch auf der Klosterinsel auf dem Stellplatz des Restaurants „La Ferme de Mt. Saint-Michel“ verbracht. Wenn du abends im Restaurant essen gehst, darfst du dort kostenlos stehen bleiben (1 Nacht).

2. Gouville-sur-Mer – Dünen und bunte Badehütten

Gegen Mittag verlassen wir den Mont Saint-Michel und fahren weiter Richtung Norden auf die Halbinsel Cotentin. Die im Ärmelkanal liegende normannische Halbinsel ist bei Deutschen Touristen relativ unbekannt, zum Teil steht sie nicht einmal im Reiseführer, wegen der an der Westküste liegenden atomaren Wiederaufbereitungsanlage La Hague als auch des Atomkraftwerks Flamanville. Wir wollen die Halbinsel jedoch aufgrund ihrer Abgelegenheit unbedingt besuchen. Der erste besondere Ort, der uns auf der Fahrt ins Auge springt, sind die bunten Badehütten von Gouville-sur-Mer. Badehütten sind das normannische Äquivalent zum Strandkorb, in denen die Bewohner des Ortes alles unterbringen, was sie für einen Strandtag im Sommer brauchen: Grill und Campingtisch, Stühle, Badebekleidung und Wechselklamotten. Mit ihren farbigen Dächern sind sie außerdem ein echter Hingucker und ein tolles Fotomotiv in den Dünen. Wir spazieren ein wenig umher und genießen die wärmende Nachmittags-Sonne, bevor wir weiter fahren.

3. Die Dunes de Biville – Bunkerruinen und Panzerwracks

Unser Ziel des heutigen Tages sind die Dünen von Biville, eine einzigartige, naturbelassene Dünenlandschaft an der Atlantikküste. Ich hatte auf GoogleMaps allerdings entdeckt, dass in den eigentlich zauberhaften Dünen, und auch am einsamen Traumstrand, hier und da amerikanische Panzerwracks und Überreste von Bunkern von Hitlers Atlantikwall zu finden sind. So etwas lassen wir uns, als Freunde von Lost Places, natürlich nicht zweimal sagen! Bereits die Anfahrt ist spektakulär über eine Schotterpiste von oben bis hinunter auf Meereshöhe. Auf dem Parkplatz stehen nur zwei andere Fahrzeuge, und wir schnüren sofort die Wanderschuhe, um noch vor Einbruch der Dunkelheit eine große Runde durch die Dünen zu drehen. Und tatsächlich entdecken wir mehrere rostige Weltkriegs-Fahrzeugwracks mitten in den Dünen.

Am nächsten Morgen unternehmen wir außerdem einen ausgedehnten Strandspaziergang, der uns zu verschiedenen spektakulären Bunkern der Nazi-Küstenverteidigung aus dem 2. Weltkrieg führt, die heute zum Teil großartig mit Graffiti-Kunst verschönert sind. Über die Jahre werden durch Erosion immer neue Bunker freigelegt, ein sehr spannender Ort.

Stellplatz: Parkplatz in den Dunes de Biville (1 Nacht).

4. Das Kap de la Hague – Ein Leuchtturm am Ende der Welt

Nach dem großartigen Aufenthalt in den Dünen von Biville folgen wir der Küstenstraße der Cotentin Halbinsel weiter bis zu ihrem nord-östlichsten Punkt, dem wilden Kap de la Hague. Hier erwarten uns der Leuchtturm von Goury, Klippen, Wind und Wellen, denn vor der Küste des Kaps werden die stärksten Strömungen des Ärmelkanals gemessen. Außerdem erkunden wir das kleine, hübsche Örtchen und kehren im einfachen Lokal „La Malle aux Epice“ zu super leckerem Fisch und frischen Austern zum Mittagessen ein, bevor wir weiterfahren.

Stellplatz: Kleiner Parkplatz direkt hinter dem Strand am Point de Barfleur (1 Nacht).

5. Barfleur – Das hübsche Fischerdorf am Ärmelkanal

Nach einer ruhigen Nacht am Point de Barfleur fahren wir die wenigen Kilometer weiter bis zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs. Das kleine Hafenstädtchen Barfleur im Osten der Cotentin Halbinsel begeistert uns mit seinem maritimen Charme. Zu Fuß drehen wir eine Runde durch den Ort, vorbei an den mit Blumen berankten Fischerhäusern aus Granit, den bunten Fischkuttern im Hafen und der Kirche Saint-Nicholas. Heute ist Samstag und damit Markttag. Wir erstehen fangfrischen Fisch und leckere Erdbeertörtchen für unser Abendessen. Dann kehren wir in eins der gemütlichen Cafés an der Uferpromenade ein, trinken einen Kaffee und genießen die Sonne.

6. Utah und Omaha Beach – Die Landungsstrände der Alliierten

Südlich von Barfleur wird es touristischer, denn hier beginnt der Küsten-Abschnitt der Normandie, wo im 2. Weltkrieg die alliierten Soldaten angelandet sind. An den fünf berühmten Stränden mit den Code-Namen Sword Beach, Juno Beach, Gold Beach, Omaha Beach und Utah Beach landeten am 6. Juni 1944 die ersten alliierten Truppen mit insgesamt fast 155.000 Soldaten und 20.000 Militärfahrzeugen. Gleichzeitig bombardierten alliierte Flugzeuge und Kriegsschiffe die befestigten Bunker des Atlantikwalls. Der sogenannte D-Day, der den Anfang vom Ende des 2. Weltkriegs einläutete, gilt bis heute als die größte Militäroperation aller Zeiten.

Heute gibt es an jedem der fünf Strände Denkmäler und Museen zu besichtigen, um in die Geschichte einzutauchen. Wir entscheiden uns für den Besuch von Utah und Omaha Beach, bestaunen die dortigen Bunkeranlagen in den Dünen und die Denkmäler, von denen uns vor allem das sehr moderne, künstlerische am Omaha Beach fotografisch interessiert.

Stellplatz: Auf dem hofeigenen Stellplatz „La Ferme du Clos Tessin“ in Colleville-sur-Mer (1 Nacht).

7. Die Kreidefelsen von Etretat – Das Highlight der Alabasterküste

Am nächsten Tag machen wir den Fehler, bei strahlendem Sonnenschein und an Ostersonntag viel zu spät nach Etretat aufzubrechen. Bei unsere Ankunft gegen Mittag stehen bereits Kilometer vor dem Ortseingang die geparkten Fahrzeuge anderer Urlauber am Straßenrand, um die berühmten weißen Klippen zu besuchen. Wir drehen genervt um, Menschenmassen können wir beide nicht leiden. Während Daniel den Ort einfach auslassen möchte, gebe ich noch nicht auf und mache einen Parkplatz ausfindig, der etwas südlich des Ortes Etretat liegt. Er gehört zum Plage du Tilleul und ich denke mir, dass man doch auch von hier aus die Klippen erreichen müsste. Also schnüren wir die Wanderschuhe und laufen los Richtung Küste, die wir nach etwa 2 Kilometern erreichen. Uns erwartet ein traumhafter Kiesstrand mit Blick auf die Kreidefelsen von unten. Das türkisblaue Meerwasser und die hier rötlichen Klippen leuchten im Sonnenschein, und wir schwingen begeistert die Kameras.

Danach verlassen wir den Strand wieder und folgen einem der zahlreichen Schotterpfade hinauf auf die bis zu 90 Meter hohen Klippen, was eine ganz schöne Kraxelei ist. Sehr schnell ahnen wir, weshalb diese Küste und ihre Kreidefelsen von zahlreichen Malern seit jeher gezeichnet worden sind: Die gegensätzlichen, sich ständig verändernden Farben, das Spiel der Reflexionen und Schatten im Wasser. Die gesamte Landschaft ist ein beeindruckendes Naturschauspiel!

Je näher wir den beiden berühmten Felsformationen „La Manneporte“ und „Porte d´Aval“ mit seiner daneben im Wasser stehenden 70 Meter hohen Felsnadel „Aiguille“ kommen, desto voller wird es. Doch diese spektakulären Ausblicke auf die Klippen sind es wirklich wert!

Am frühen Abend kehren wir nach 8 Kilometern Wanderung müde aber glücklich zu Samu zurück und machen uns auf die Suche nach einem Stellplatz.

Stellplatz: Auf einem Pferdehof in Annouville-Vilmesnil (1 Nacht).

8. Fécamp – Hafenstadt an der Alabasterküste

Leider ist über Nacht das Wetter umgeschwungen, und wir erleben unseren ersten Regentag in der Normandie. Daher beschließen wir, die Hafenstadt Fécamp zu besuchen. Auf einem Spaziergang entlang der Strandpromenade bewundern wir wieder diese unglaubliche Steilküste. Außerdem den Hafen und die hier speziellen Häuserfassaden aus Natursteinen. Leider ist der Bunker und das Kap Fagnet oberhalb der Stadt während unseres Besuches geschlossen.

Doch eigentlich ist Fécamp sowieso berühmt für seinen Kräuterlikör „Bénédictine“, der im herrschaftlichen Palais Bénédictine gebrannt wird, welches man auch besuchen kann. Wir lassen die Likör-Kostprobe allerdings aus und kehren lieber zum Fisch essen im Lokal „Chez Nounoute“ ein, welches sehr zu empfehlen ist.

9. Der Bunker Vertikal – Reste eines gesprengten Bunkers in Quiberville

Neben dem guten Essen im Restaurant in Fécamp entdecken wir auf einer gezeichneten Karte einen „Bunker verticale“ beim Örtchen Quiberville, welches 50 Kilometer nördlich von Fécamp liegt. Ich recherchiere kurz, der Name des Bunkers klingt interessant, und wir beschließen, am späten Nachmittag dorthin zu fahren. In Quiberville angekommen parken wir Samu an der Strandpromenade und laufen die etwa 1,5 Kilometer über den Stein-Strand bis zum imposanten Bunker, der wirklich vertikal im Boden zu stehen scheint. Ein spektakulärer Anblick und zusammen mit dem Meer und der dahinter liegenden Steilküste ein hervorragendes Fotomotiv.

Stellplatz: Wanderparkplatz im Wald bei Hautot-sur-Mer (1 Nacht).

10. Die bunten Villen von Mers-les-Bains – Besondere Belle-Époque-Architektur

Nördlich der Hafenstadt Le Tréport endet die Normandie eigentlich. Doch weil Lé Treport und das kleine, nördlich davon gelegene Örtchen Mers-les-Bains fast ineinander über gehen, möchte ich dir diesen Geheimtipp noch zum Schluss unseres Normandie-Roadtrips mitgeben: Die zauberhaften bunten Belle-Époque-Villen, die wir mehr oder weniger per Zufall entdeckt, die uns aber sehr begeistert haben!

Die Villen stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende, nachdem vier Weltausstellungen in Paris stattgefunden hatten, und haben mit leuchtenden Farben und Keramik verzierte Fassaden, Loggien, Bogenfenster, Erker und Türmchen sowie Balkone. Wir schlendern gemütlich durch das Viertel und genießen den Anblick der Häuser, die das ganze Jahr über von Zimmerleuten, Dachdeckern, Maurern, Kunstschmieden, Anstreichern und Keramikern gepflegt und renoviert werden. Jedes Jahr am 4. Juli-Wochenende feiert der ganze Ort Mers-les-Bains ein großes Belle-Époque-Fest. Zum Teil werden in den Villen Ferienwohnungen vermietet. Hier kann ich es mir gut vorstellen, eine gemütliche Woche Urlaub zu verbringen.

Fazit:

Wie bereits in der Einleitung verraten, hat uns unsere Roadtrip-Woche in der Normandie sehr gefallen. Die Osterferien waren eine hervorragende Wahl, um diesen Teil Frankreichs zu besuchen, da es an den meisten Orten gar nicht überlaufen war. Begeistert hat uns an dieser Zeit auch, dass wir fast jede Nacht einen wunderschönen, wilden Stellplatz mit unserem Offraod-Camper gefunden haben, wo wir ungestört übernachten konnten. Ich denke, die Fotos sprechen ebenfalls für sich: Die Normandie ist ein großartiges Reiseziel für einen Roadtrip im Frühjahr, und ich freue mich sehr, wieder einen weißen Fleck auf meiner Europa-Landkarte mit Bildern gefüllt zu haben.

Wissenswertes:

Reisezeitraum? 5.-11. April 2023

Route? Wuppertal – Mont Saint-Michel – Gouville-sur-Mer – Dunes de Biville – Kap de la Hague – Barfleur – Utah Beach – Omaha Beach – Étretat – Fécamp – Quiberville – Mers-les-Bains – Dunkerque – Wuppertal

Stellplätze? Alle Stellplätze sind wir spontan angefahren. Oft suchen wir über die App park4night.

Maut-Gebühren? Darf man in Frankreich nicht unterschätzen! Insgesamt beliefen sich unsere bezahlten Gebühren auf dieser Tour auf 57€.

Gesamtkosten? Inklusive Sprit, Maut, Stellplätzen, Verpflegung und Eintrittsgebühren haben wir auf diesem Roadtrip etwa 900€ für zwei Personen ausgegeben.

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