Einmal im Leben Nordlichter sehen. Dieser Wunsch war der eigentliche Grund für unseren Island-Besuch im Januar 2016. Wir hatten fünf freie Tage, buchten einen Direktflug mit Icelandair von Frankfurt nach Reykjavik, einen 4×4 Hyundai Tucson und ein günstiges Zimmer auf einem Bauernhof bei Selfoss, etwa eine Stunde östlich von Reykjavik gelegen und somit ideal für Tagesausflüge in die Umgebung. Der Beginn eines richtigen Winterabenteuers:

1. Im Hot Tub sitzen und Nordlichter sehen

Die meisten Quartiere in Island haben auf ihrem Grundstück einen oder mehrere Freiluft-Hot Tubs, eine Art Whirlpool, in dem man es sich zu jeder Jahreszeit gemütlich machen kann. Besonders im Winter bei Schnee und gefühlten -20°C ist das ein echtes Erlebnis. Wenn sich währenddessen am Sternenhimmel auch noch Nordlichter zeigen, wie bei uns direkt am ersten Abend, wird es unvergesslich.

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Tipp: Nordlichter sind in den Polarregionen hauptsächlich zwischen September und April zu beobachten. Die beste Sicht bekommt man auf sie, wenn man von größtmöglicher Dunkelheit umgeben ist. Daher buchte ich das Zimmer relativ weit außerhalb eines Ortes auf einem Bauernhof.

2. Eiskaskaden am Gullfoss

Island ist berühmt für seine Wasserfälle (isländ. = foss). Schon im Sommer sind sie spektakulär, v.a. einer der größten und bekanntesten, der Gullfoss. Im Winter werden sie zu einer Art Eis-Schloss, da sich aus den Wassertropfen durch monatelangen Frost massive Eiswände bilden. Alles glitzert und schimmert bläulich, das Wasser tost in der 70 Meter tiefen Schlucht, ein gewaltiges, beeindruckendes Naturerlebnis.

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3. Schnee am schwarzen Sandstrand

Schnee am Strand? Was im restlichen Europa eine absolute Ausnahme darstellt, ist in Island nicht unüblich. Am sogenannten Reynisfjara Ufer in der Nähe des Ortes Vik an Islands Südküste, gibt es den berühmten Black Sand Beach, wo im Winter Wasser, schwarzer Sand und Schnee landschaftlich direkt ineinander über gehen. Man bekommt von verschiedenen Aussichtspunkten einen fantastischen Überblick auf den Strand, die zum Teil gigantischen Wellen und seine umliegenden schroffen Felsen. Von einem Parkplatz aus kann man aber auch direkt über den Sand bis ans Wasser laufen.

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4. Gletscherwanderung am Vatnajökull

Etwa 11% der Landesoberfläche Islands sind von Gletschern (isländ. = jökull) bedeckt. Der Vatnajökull ist mit einer Fläche von 8300 km2 der größte. Über den Touren-Anbieter „Extreme Iceland“ buchte ich eine Gletscherwanderung mit Guide. Treffpunkt war eine einsame Tankstelle am Rande des Skaftafell Nationalparks. Dort werden wir mit Helm, Eispickel und Steigeisen ausgestattet, und los geht es mit einem Bus so nah wie möglich an den Gletscher. „Ihr seid heute die einzigen Kunden“ erklärt uns Baldur, unser Guide. Noch so ein Vorteil im Winter! Etwa zwei Stunden verbringen wir mit ihm auf der Gletscherzunge des Vatnajökull, entdecken gefährliche Gletscherspalten, krabbeln durch Gletschertunnel, vorbei an riesigen Eisformationen. Man fühlt sich plötzlich unglaublich klein in dieser surrealen Landschaft. Ein geniales Erlebnis.

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5. Gletscherlagune Jökulsárlón

In einen Gletschersee ergießt sich ein Gletscher. Die Gletscherlagune Jökulsárlón am Südrand des Vatnajökull ist die bekannteste und größte in Island. In ihr treiben bis zu 15 Meter hohe Eisberge, die sich von der Gletscherzunge gelöst haben. Während wir die Eisfelsen, die auch am angrenzenden Strand verteilt liegen, in der Wintersonne betrachten und fotografieren, leuchten sie in verschiedenen Blautönen, durch die im Eis vorhandenen Kristalle und deren Reflexion, bis hin zu schwarz, welches von vulkanischer Asche herrührt. Zusammen mit dem Abendgelb der Sonne ergibt dies ein wunderschönes Farbspektakel.

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Foto: Daniel Häker

6. Auto fahren extrem

Bei durchgehend schneebedeckten, zum Teil eisglatten Straßen und Pisten, wird auch das Autofahren zum echten Abenteuer. Wer ein bisschen Risiko liebt und Offroad-Erfahrung sammeln möchte, ist in Island genau richtig. Sobald man die asphaltierte Ringstraße im Winter verlässt, begegnet man oft stundenlang niemandem. Alle Mietwagen sind mit Spike-Winterreifen ausgestattet und wenn man wie wir mit einem hochmotorisierten Allrad-SUV unterwegs ist, macht das schon richtigen Spaß. Bei Thingvellir überkam uns einmal der Leichtsinn und wir nahmen eine gesperrte Route. Nach etwa acht Kilometern setzten wir mit der Karosserie auf einem Schneeblock auf und mussten in eisiger Kälte zwei Stunden lang mit Hilfe von Wagenheber, Steine sammeln und unter die Reifen schaffen sowie buddeln mit einem Fotostativ, da keine Schaufel vorhanden, den Wagen frei räumen. Strafe muss wohl sein.

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Tipp: Bei solchen Aktionen unbedingt eine Schaufel und/oder Schneebleche dabei haben. Das haben wir dort gelernt!

7. Winterliches Reykjavik

Wenn ihr irgendwann genug von Naturgewalten und Freiluft-Abenteuern in extremer Kälte habt, gibt es ja auch noch Reykjavik. Die nördlichst gelegene Hauptstadt der Welt bietet neben zahlreichen Museen, der bekannten Hallgrimskirkja sowie dem spektakulären Konzertsaal Harpa, viele tolle Restaurants, hippe Cafés und Geschäfte für das Shopping-Vergnügen. Die Straßen und typisch bunten Häuser sind romantisch beleuchtet, auf dem zugefrorenen See vor dem Rathaus laufen Kinder Schlittschuh, ein Winter-Idyll, von dem wir hier im verregneten Deutschland immer träumen. Für uns ein wunderschöner Abschluss einer tollen Reise.

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Lesetipp: Andreas vom Reiseblog Reisewut hat noch einige weitere Vorzüge zusammengetragen, Island im Winter zu besuchen.

Warst du auch schon einmal im Winter in Island? Oder überlegst du noch welche Jahreszeit die richtige ist für eine Reise dorthin?
Hinterlasse mir gerne einen Kommentar! Deine Julia

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